Terz Nervosa © Tina Bauer, Johann Redl
Terz Nervosa © Tina Bauer, Johann Redl

O-Sounds mit Terz Nervosa

skug veröffentlicht die Sessions von O-Sounds nachträglich in Wort, Bild und Ton, in Kooperation mit Radio Orange 94.0 und Res.Radio. Diesmal ein Live-Set und Interview mit Terz Nervosa aus der Sendung vom 21. November 2021.

Terz Nervosa ist Kunstfigur und Alter-Ego der Musik-, Bild- und Lichtkünstlerin Tina Bauer. Seit 2018 macht sie sich mit ihrer Goth-Ästhetik einen Namen in Wiens Untergrund. Auf ein grandioses Split-Tape mit The Damski folgte 2021 die Veröffentlichung der Doppel-Single »Dreams, Always« auf Tender Matter. Daneben war Terz Nervosa mit dem Song »Houses« auch auf dem gut kuratieren Grrrls Sampler vertreten. Nun präsentiert uns Tina Bauer ein exklusiv für O-Sounds aufgenommenes Live-Set als Video mit neuem und unveröffentlichtem Songmaterial. Viel Spaß beim In-den-Bann-ziehen-Lassen von den glitchy-magischen Sounds, die Terz Nervosa über den Äther schickt.

O-Sounds: In der Umbaupause hörten wir gerade »Landscapes«. skug schreibt dazu, dass »Landscapes« als »traumhafte Film- und Soundkulisse irgendwo zwischen ›Twin Peaks‹ und ›Blair Witch‹« liegt. Kannst du mit diesen Referenzen etwas anfangen?

Terz Nervosa: Ja, also erstmal danke an Mio, die diesen Text verfasst hat. Ich kann schon was damit anfangen. »Twin Peaks« ist eine Serie, die zumindest viele Stimmungen und Spannungen einfängt, die mich auch berühren. »Blair Witch« habe ich nicht gesehen, weil ich schon genug Horror in meinen eigenen Träumen habe. Deswegen weiß ich darüber nicht so viel. Aber an sich verstehe ich diese Referenzen schon. Ich bin keine David-Lynch-Expertin, aber ich kenne schon ein paar Sachen und kann mich in manchen Herangehensweisen wiederfinden. Letztens ist mir der Begriff »dream logic« untergekommen. Der Begriff beschreibt eine ganz eigene Logik, die im Traum Sinn ergibt, obwohl es in Wirklichkeit ganz anders aussieht.

Ich glaube, was mit diesem Vergleich vielleicht gemeint ist, ist eventuell die subtile Angst, die diesen Filmen innewohnt. Inwieweit geht es dir darum, mit deiner Musik Grusel auszulösen und scary zu sein? Oder anders gefragt: Fürchtet sich Tina Bauer vor Terz Nervosa?

(TN lacht) Das erinnert mich an ein Meme, dass ich letztens geposted habe. Darin siehst du ein Skelett, das Terz Nervosa darstellt, und die quasi »normale« Person im Meme ist Tina Bauer und fürchtet sich. In Wirklichkeit ist es genau dieses Meme. Es geht schon teilweise darum, scary zu sein. Es ist aber nicht scary im Sinne von »ich springe irgendwo hervor und erschrecke dich«. Ich glaube, wenn du dich, wie ich, mit darken feelings und Alpträumen beschäftigst, dann kommt das von alleine. Jetzt denke ich gar nicht mehr so explizit daran, aber bei den ersten Auftritten war es schon weird, sich so stark in Trauer oder auch Wut hineinzulehnen. Es geht aber darum, diesen Gefühlen einen Platz zu geben, auch vor dem Hintergrund, dass vor allem FLINTA*-Personen ihre Wut und ihre Trauer oft abgesprochen wird. Und das theatralisch herauszulassen, ist sehr heilsam.

Wenn wir schon von Tina Bauer und Terz Nervosa sprechen, geht es ja auch um die Frage der Inszenierung. Du arbeitest oft mit Nebel und früher hattest du für deine Auftritte eine Perücke. Dabei hast du mir erzählt, dass das immer weniger wurde: Denn auf einmal sitzt du bei helllichtem Tag im Central Garden und performst dein Set ohne Requisiten oder Effekte. Welche Rolle spielen diese Effekte und inwiefern hängt das mit der Persona Terz Nervosa zusammen?

Also kurz zu diesem Auftritt ohne Nebel bei Tageslicht: Das war die Tender Matter Label Night im August und das war auch die einzige andere Gelegenheit, bei der ich dieses Set von heute schon mal öffentlich gezeigt habe. Am Anfang waren diese Requisiten natürlich auch ein Schutzmechanismus, vor allem die Perücke, das hat was von Verstecken oder Lauern. Bei diesem aktuellen Set, wo ich sitze, passt es auch, wenn ich sichtbar bin. Es geht dabei um meine interne Konfrontation mit Verletzlichkeit und darum, mich zu zeigen. Die Effekte können aber auch wieder zurückkommen, denn Nebel liebe ich sowieso, jede Person, die mich kennt, weiß, dass ich gerne Räume vollneble. Perücken sind auch geil, es gibt keinen Grund, das nicht wieder einzubauen.

Die ganze Sendung und das komplette Interview lässt sich bei Res. Radio nachhören:

Diese Sendung von O-Sounds wurde gefördert durch die Stadt Wien Kultur (MA7) und die SKE der Austro Mechana. Die nächste Sendung mit Rojin Sharafi wird am 19. Dezember 2021 um 17:00 Uhr auf Radio Orange 94.0 ausgestrahlt. Das Archiv der Sendung befindet sich im Cultural Broadcasting Archive: https://cba.fro.at/series/o-sounds

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