Rojin Sharafi © Johann Redl, Video Post-Production by Siawash Talebi
Rojin Sharafi © Johann Redl, Video Post-Production by Siawash Talebi

O-Sounds mit Rojin Sharafi

Zum Abschluss der aktuellen Staffel von O-Sounds veröffentlicht skug ein Live-Set von Rojin Sharafi inkl. Interview von der Sendung am 19. Dezember 2021 – wie immer in Kooperation mit Radio Orange 94.0 und Res.Radio.

Die in Teheran geborene Wiener Soundkünstler*in Rojin Sharafi verschmilzt Genres und Einflüsse aus Noise, Folk, Ambient, Metal und Post-Club. Mit ihren eigens programmierten und designten Instrumenten schafft sie akustische Texturen, die sich nicht nur im Sound sondern auch visuell auf mehreren Ebenen festsetzen. Zuletzt zu hören, und nun auch zu sehen, bei Rojin Sharafis Auftritt in der Radiosendung O-Sounds. Die farbig-verschwommene Post-Produktion hat Rojin Sharafi in einer Kollaboration mit Siawash Talebi umgesetzt. Viel Spaß mit der Live-Präsentation vom kürzlich auf Ventil erschienenen Album »Kariz«.

O-Sounds: Zu »Kariz« schreibst du: »›Kariz‹ ist ein uraltes, nachhaltiges System – vor 3.000 Jahren gebaut, um das Sammeln von Wasser zu erleichtern.« Diese Metapher für dein Album ist bei mir sehr hängen geblieben, denn deine Musik klingt für mich wie ein fließender Strom.

Rojin Sharafi: Es ist sehr schön, deine Interpretation zu hören, für mich ist »Kariz« eine Metapher mit verschiedenen Bedeutungen. Das System eines »Kariz« ist recht einfach aufgebaut und funktioniert mit Wänden in der Erde, die mit horizontalen Tunneln verbunden sind. Das Ganze funktioniert nur mit der Schwerkraft, also ohne dass Pumpen erforderlich sind. Als ich darauf stieß, war es für mich sehr interessant zu sehen, wie unsere Vorfahren dies bewerkstelligen konnten, während wir heute anscheinend nicht in der Lage sind, ein System zu bauen, das uns hilft, eine nachhaltige Wasserversorgung in der Wüste zu gewährleisten. Gleichzeitig befand ich mich in einer tiefen Psychoanalyse meines frühen Selbst. Irgendwie sind diese Tunnel, die tief in die Erde gegraben wurden, eine Metapher für mich. Ich finde dieses einfache und nachhaltige System sehr inspirierend bei der Suche nach der Bewältigung meiner Vergangenheit und meines Traumas. Ich interessiere mich für Konzepte, die nicht nur eindimensional sind, und finde es interessant, dass darin mehrere Konzepte zusammenkommen.

Soeben habe ich dich auch als Komponist*in vorgestellt, dabei habe ich auch den Eindruck, dass du viel Zeit mit deinen Tools und Instrumenten verbringst. Wie viel Zeit verbringst du mit deinen Tools, also damit sie zu lernen und zu engineeren? Und wie viel Zeit verbringst du tatsächlich mit Komposition?

Ich versuche immer ein paar Tage zu finden, an denen ich diese langen Studio-Sessions machen kann. Das mache ich vielleicht zwei bis drei Mal alle zwei Monate, und sie sind mir wirklich heilig. Ich versuche diese Tage zu finden, an denen ich meinen Kopf freibekomme, und möchte mich von diesem akademischen Denken freimachen. Dabei versuche ich sehr intuitiv zu sein.

In einem Interview mit Christoph Benkeser sagst du, du möchtest »Zufälle als Ästhetik der Improvisation annehmen«. Gab es für dich einen Prozess, um in diese intuitiven Stimmungen zu kommen?

Ich denke, als Kind zu spielen ist sehr ähnlich zu Improvisation. Als Musiker*in entwickelst du mit der Zeit ein Gefühl beim Improvisieren, wenn du etwa weißt, wie lange sich eine Minute anfühlt. Ich denke, es geht auch darum, eine Balance zu finden zwischen Loslassen und (nicht) dabei Denken. Im Kern steht das Experimentieren, im Fluss mit der Zeit und den Ideen zu sein, ist dabei sehr wichtig.

Wie ist es für dich, wenn du mit anderen Menschen improvisierst?

Es macht einen riesigen Unterschied, vor einigen Monaten habe ich das Bandprojekt HŪM mit Astrid Wiesinger und Omid Darvish begonnen. Ich genieße das sehr, mit diesen Menschen Musik zu machen, und ich kann nicht begreifen, wie sehr die Zeit verfliegt, wenn wir gemeinsam proben. Mich inspiriert das sehr.

Die ganze Sendung und das komplette Interview auf englisch lässt sich bei Res. Radio nachhören:

Die aktuelle Staffel von O-Sounds wurde gefördert durch die Stadt Wien Kultur (MA7) und die SKE der Austro Mechana. Auch 2022 geht O-Sounds mit neuen Live-Sessions weiter. Die nächste am 20. Februar 2022 mit Schwester Ebra wird um 17:00 Uhr auf Radio Orange 94.0 ausgestrahlt. Das Archiv der Sendung findet sich im Cultural Broadcasting Archive: https://cba.fro.at/series/o-sounds

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