Leichte und schön produzierte Sommermusik mit Discoflair liefern die Italiener Nu Guinea alias Lucio Aquilina und Massimo Di Lena und bewegen sich damit einen Schritt weiter weg von ihren elektronischer anmutenden Anfängen. Nach der erfolgreichen »World EP« 2015 auf dem dänischen Label Tartelet Records und dem Mini-Album »The Tony Allen Experiments« 2016 auf Comet Records bzw. Early Sounds Recordings erscheint nun ihr erstes Album auf ihrem eigenen Label NG Records. Nu Guinea gehören zu einer Riege von jungen Musikern, DJs und Produzenten aus dem südlichen Italien, die seit ein paar Jahren verstärkt auf sich aufmerksam machen. Dabei handelt es sich stilistisch einfach ausgedrückt um eine Mischung aus obskuren Synth-Spielereien, pseudofuturistischen, discoiden Versatzstücken, garniert mit Retro-Percussion-Eskapaden, die veredelt durch ein etwas eigenwilliges Mastering mit Akzentuierung der mittleren und oberen Frequenzbereiche in auffallend ansprechend gestalteten Covern verpackt werden. Diese musikstilistische Information kann man jedoch gleich wieder verwerfen, denn das kurzweilige Mini-Album »Nuova Napoli« zeichnet ein etwas gemäßigteres und zugänglicheres Bild.
Die beiden basteln für ihr neuestes Werk eine kleine organische Band zusammen, die den Charme von sonnengetränkter Tanzmusik aus der Zeit etwa zwischen 1978 und 1984 einfangen möchte. Eröffnet wird mit dem schwächsten und stilistisch nicht ganz zum Rest des Albums passenden Track »Nuova Napoli«. Mit diesem Titel versucht man, das Stück, das einen etwas uninspirierten Laidback-Funk-Stil mit nervender Saxofoneinlage kombiniert, an das Album zu binden. Wesentlich besser ist das geradlinigere »Je Vulesse«, mit kraftvollen Vocals von Fabiana Martone, das an die besten Zeiten einer Loredana Bertè erinnert. Ab diesem Stück überzeugt das Album weitestgehend. Das Ergebnis ist, der entspannteren Jahreszeit angepasst, unaufgeregt und lädt ein, sich einen erfrischenden Cocktail an der Strandbar zu holen, um sich dann entweder die Shoppingmeilen-Füße im Wasser zu kühlen oder seinen bürostuhlgeschundenen Hintern ein wenig zur Musik zu schunkeln. Ein Highlight ist das entspannte »Disco Sole« – der pragmatische Track-Titel sagt hier eigentlich schon alles, was es zu sagen gibt. Ein kleiner Einbruch kehrt bei »’A Voce ’E Napule« ein, denn das nervende Saxofon kehrt für kurze Zeit zurück. Entschädigt wird man jedoch unmittelbar danach mit dem letzten Track »Parev’ Ajere«, einer Coverversion, basierend auf dem lässigen Track »Mr. Business« aus dem Jahr 1976 der französischen Band Edition Spéciale. Auch wenn das Album sehr liebevoll zusammengestellt und gekonnt produziert ist, schaffen es Nu Guinea (noch) nicht ganz, die unbändige Energie, den Witz, die Verve und Leichtigkeit von Produktionen der damaligen Zeit in die heutige Zeit zu übersetzen. Hörenswert und unterhaltsam ist es aber allemal.