Okay, schon das im November erschienene Album »Station« und vor allem der darauf enthaltene Film »Away To Live« legten nahe, dass die Release-Show des Bandkollektivs Nowhere Train im Wiener Stadtsaal nicht einfach nur ein »normales« Konzert sein würde. Dass der Abend aber dann derart herzlich ausfiel, überraschte doch ein wenig und verstärkt den positiven Eindruck, den zu haben einem im Falle dieser Band ohnehin nicht schwerfällt.
Mai 2009: Vier namhafte österreichische Musiker (Jakob Kubizek, Stefan Deisenberger, Stephan Stanzel, Frenk Lebel) und der nordamerikanische Singer/Songwriter Ian Fisher brechen unter dem Namen Nowhere Train auf zu einer musikalischen Reise durch Üsterreich, deren genauer Itinerar und folglich auch Ausgang völlig offen sind. Was zählt, ist das gemeinsame Musizieren (hauptsächlich Folk und Country) und die Annäherung an vagabundierende Lebensformen. Es ist die Erhöhung eines zutiefst romantischen Gedankens. Diese gefühlsschwangere Peregrinatio wird von zwei Kameras begleitet und in Form eines Dokumentarfilms festgehalten. Es klingt kitschig, aber »Away To Live« ist tatsächlich ein sehr inspirierender Film geworden, der nicht nur Musikern Gusto macht, so etwas selbst mal auszuprobieren.
Dezember 2012: Nowhere Train, die mittlerweile ein Album aufgenommen und veröffentlicht haben, versuchen ihre Idee eines von allen Zwängen befreiten gemeinsamen Musizierens auf die Konzertbühne zu transponieren. Freilich widerspricht das edle Etablissement des Wiener Stadtsaals auf den ersten Blick dem Gedanken der Band, die musikalisch zwischen Bahnhöfen, Freibädern, Hotelbars und Gefängniskapellen gedieh. Eine Gruppe die sich das Prinzip der konstanten Fortbewegung im höchst physischen Sinne auf die Fahnen heftet tut sich so etwas an? Jawohl, sie tut es, und zwar mit einer solchen Leichtigkeit, dass ein ?bergreifen auf das Publikum schon von Anfang an zu spüren ist. Große Songs wie Lebels »With A Lot Of Love« oder Kubizeks »To All My Demons« tragen die nunmehr aus sieben Mitgliedern bestehenden Nowhere Train live noch ein wenig facettenreicher und mitreißender vor, als auf dem ohnehin schon tollen Album. Zur Mitte des Sets stellt sich die Band im Halbkreis auf und legt mit einer a capella-Einlage los, in der vor allem der Neuzugang Ryan Carpenter durch seine Energie und unglaubliche Präsenz hervorsticht. Spätestens damit nehmen Nowhere Train den Anwesenden die natürliche Scheu. Da macht es nichts mehr ob man sitzt oder steht, mitklatscht und -singt oder einfach nur zuhört. Es mag durchaus Leute geben, die sowas bei Konzerten nicht brauchen, doch wer das Herz halbwegs am rechten Fleck hat, der war davon schlicht begeistert. Am Ende gaben Nowhere Train noch den »Folsom Prison Blues« zum Besten, den man irgendwie-doch-Frontmann Ian Fisher auch bedingungslos abnimmt. Vermutlich tragen er und Carpenter, die beiden Amis der Gruppe, am stärksten dazu bei, dass eine Band wie Nowhere Train (in Üsterreich) funktioniert. Die Heimat ihres Ideals ist schließlich auch ihre eigene.
upcoming shows:
Fri 14.12.2012 20:00: nowhere train & viech | postgarage | graz
Sat 15.12.2012 20:00: nowhere train »station« album release show | altes theater | steyr