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Secret Machines

»Now Here Is Nowhere«

WEA/Warner

»Ausufernder Prog-Rock« und  krautig anmutend wurde das Album der Secret Machines genannt. Die Referenzhölle war im Ausland, noch schlimmer, da war die Rede von den »heutigen Pink Floyds«, obwohl sich mehr von Neu! oder Can fand. Die Secret Machines covern live ja gar Harmonia und New York, wo die wieder aufstrebenden experimentierfreudigen Psych-Schulen langsam die Strokes von den Straßen fegen, feiert sie als derzeit beste Live-Band. Klingt präpotent. Klingt bekannt.

Und wie bei Wundern passiert ähnliches beim Hören ihres nun zweiten Albums »Now Here Is Nowhere« auch. Es klingt bekannt, vertraut, langweilig, nach Retro, No Future und No Wave jenseits des Neuen. »First Wave Impact« heißt dann auch der Opener, ein neunminütiges Epos, das am Ende beweist, wie »ausufernd« klingen kann. Jedoch bleibt dies eine Ausnahme auf dem Album. Denn »ausufernd« wird es dankenswerterweise sonst selten, es behält eine erstaunlich ruhige, fast schon sachliche Größe bei, die vom Sound her immer noch bombastisch klingen kann (wie in »You Are Chains« oder dem Killer »Sad and Lonely«), aber dann doch auch unüberlastet ist vom Songwriting her. Manche sagen dazu »ideenlos«. Die Single »Nowhere Again« z.B. lebt weniger von der minimalistischen Gitarre, die durchaus auch an neu gedachtes Popverständnis à la Yeah Yeah Yeahs oder Broken Social Scene erinnern darf, aber dafür mehr von einem enorm treibenden Drumset, das am Ende völlig unvermutet frech den Song in einem Stakkato enden lässt. Den Zuhörern wird vorgeführt, wie konventionell langweilig eigentlich das Musikverständnis, das diese Konstellation für »unüblich« hält, sein muss.

Insgesamt geht eine eindrucksvoll ruhige Altklugheit von diesen so jungen Leuten aus. Betont werden sollte auch, dass das Album die ansonsten gewohnte Präpotenz von so jungen NYC-Recken, die versuchen Altbekanntes neu aufzubrühen, nicht zeigt. Secret Machines haben im Vorbeigehen quasi ein Stück Musik geschaffen, das den endlosen Referenzsystemen ein müdes Lächeln schenkt und sich bedient wo es will und wie es will. Respektlos mag es somit alle mal sein. Aber eben auch eine der erfrischendsten Herausforderungen des zweiten Halbjahres 2004.

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Text
Marko Markovic

Veröffentlichung
24.12.2004

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