Als ich mich kürzlich auf dem Heimweg von Dämmerstern nach Weißlauf mal wieder habe ablenken lassen und den einen oder anderen Umweg genommen habe, auf der Suche nach einem kleinen Feierabendteuer, da hat es nicht lange gedauert und ich bekam Gesellschaft von oben: Drache, natürlich. In der Gegend keine Überraschung. Nur ein Frostdrache, aber immerhin. Mit ein paar Pfeilen erledigt, weiter ging’s. Ein ganz normaler Tag in Himmelsrand. Okay, »kürzlich« ist über zehn Jahre her und die Zeit, als Drachenblut hunderte von Stunden mit der Erkundung eines fantastischen Königreichs zu verbringen, habe ich nicht mehr, aber für ein knappes halbes Stündchen atmosphärischen Black Metals, kleine Flucht aus dem Alltag, reicht es noch. Da kommen mir die Briten von Ninkharsag mit »The Black Swords of Winter« gerade recht. Die spielen sehr melodischen und geradlinigen Black Metal, der in der Ausführung solide ist, ohne Genregrenzen zu überschreiten. Wahnsinnig originell ist das eher kurze Album nicht, aber unterhaltsam. Nach einem kurzen Intro (Spannungsaufbau muss ja sein, quasi die Ladezeit, bevor es hinaus in die frostige Weite geht), preschen sie los, dass sämtliche Dunkelelfen, Orks und sonstige Unholde mal besser die Ohren anlegen und klein beigeben, wo die Axt rausgeholt wird und der musikalische Sturm über sie hinwegfegt. Man sieht: Allzu ernst nehme ich den schwarzbemäntelten Mummenschanz nicht, aber ich nehme ihn gerne mit. Ernstnehmen muss ich den lieben langen Tag, was mir an Herausforderungen in der realen Welt begegnet. Jenseits davon sage ich nicht nein, wenn ich zum Ausgleich und zur Entspannung den einen oder anderen Drachen erlegen kann. In der Realität droht die vermeintlich harmlose Elster – aber erst morgen bzw. muss die Steuererklärung frühestens bis Mai eingereicht sein.

Ninkharsag
»The Black Swords of Winter«
Vendetta Records

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