Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami ist für seine Literatur in Form des magischen Realismus bekannt und beliebt. Seine Protagonist*innen sind meist recht durchschnittliche Personen, in deren Alltag jedoch immer wieder surrealistische Begebenheiten Einzug halten: Lesenden und Figuren scheint oft die Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum nicht immer ganz klar, in Bezug auf Letztere scheint dies wohl aus einer lebhaften Phantasie und einer daraus resultierenden Weltabgewandtheit zu entstammen. Murakami selbst ist in seinen erfundenen Geschöpfen oft wiederzufinden, wenn diese ihr Faible für bildende Kunst, Musik und Literatur zum Ausdruck bringen. Ähnlich scheint es sich im Film »Burning« (버닝) von Chang-dong Lee (이창동) abzuspielen, dessen Handlung grob auf einer Story von Murakami beruht.
Ein junger, ratloser Schriftsteller namens Jong-su Lee, der an der Grenze zu Nordkorea auf einem heruntergekommenen Bauernhof sein einsames Dasein fristet, trifft auf Hae-mi Shin, eine seltsame junge Frau, die ihn sexuell in ihren Bann zieht und dann auch noch sein Herz erobert. Doch es taucht der geheimnisvolle, reiche Ben (gespielt von Steven Yeun, »The Walking Dead«) mit dem Porsche auf, der sie ihm »streitig macht«. Es beginnt ein seltsames Spiel zwischen den beiden Männern. Irgendwie entsteht die Stimmung eines Kriminalfilms, doch ist überhaupt schon etwas passiert und wenn ja, was?
Wie auch Murakamis Literatur wirft dieser Film genauso viele Fragen auf, wie er beantwortet. Sein Thrill entsteht durch das Spiel mit der Erwartung des Offensichtlichen einerseits, andererseits kann Regisseur Lee mit der Hilfe des Kinematographen Kyeong-pyo Hong protzen, der bereits für »The Wailing« (2016) von Regisseur Hong-jin Na an der Kamera brillierte und diese typische, südkoreanische Ästhetik auf die Leinwand haut, die sich durch extreme Klarheit, Bildgewaltigkeit und auch wunderschöne Farben auszeichnet. Gute Thriller aus genanntem Land leben oft davon. Selbst mittelmäßige Filme unterhalten letzten Endes zumindest dadurch, dass sie visuell beeindrucken. Diese angestaute Wut des introvertierten Protagonisten Jong-su ist manchmal spürbar, wenn er in seinem Gegenüber Ben Figuren aus »The Great Gatsby« erkennt und nicht versteht, woher dessen Reichtum kommt, während er in ärmlichen Verhältnissen ohne Ideen und Zukunft herumdümpelt. Doch was er mit der Wut macht, ist das entscheidende.