Madeleine Peyroux ist keine typische Frontfrau. Es scheint, als fühlte sie sich auf der Bühne immer ein wenig unwohl. Das Mikrofon auf der Bühne des Birdland war so weit aufgedreht, dass man jeden Seufzer der Sängerin vernehmen konnte – mit ein Grund für die schöne, oft sehr intime Grundstimmung des Konzertes. Eine Intimität, die durch die räumliche Enge des Birdland nur noch gefördert wurde.
Im Trio – großartig Sam Yahel am Piano und an der wunderbaren Original Hammondorgel B3, kongenial wenngleich mit weniger Spielraum Matt Penman (Bass) – funktionierten diese Barnummern wunderbar. Zuweilen gab es einen überraschten und/oder fragenden Blick von Peyroux in Richtung Sam Yahel; vermutlich weil sich der an der Orgel relativ frei bewegte.
Einfache Zeilen wie die folgende passten sehr gut zu den klar strukturierten, schönen Songs: »I looked around/ Until I found/ Someone who will laugh like you.« Bei jedem zweiten Song vermutet man wegen Peyrouxs Billie Holiday sound-alike-Stimme, er stamme von Holiday selbst. Ist aber nicht so: Carelesse Love, der titelgebende Song ihres aktuellen Albums, ist eine Nummer, die auch Bessie Smith im Repertoire hatte. Und mit You’re gonna make me lonesome when you go singt Peyroux an diesem Abend sogar eine Bob Dylan-Nummer – im schlichten Barjazzstil, der ihr so gut steht. Ein wunderbarer Abend mit einer großen Sängerin, die nach fast zwei Stunden von der Bühne ging, nicht ohne noch drei Zugaben zu spielen.