Sehr schön, dass ausgerechnet ein Wiener Label endlich klug genug ist, einen kompletten Mitschnitt vorzulegen. Es mag Teile eines Sun Ra Konzerts geben, die sich auf einem Tonträger nicht gut abbilden lassen (Tanzeinlage), aber hier ist alles drauf und das ist gut so. 1984 ist auch ein nicht gerade überrepräsentiertes Jahr in der immer noch wachsenden Diskographie des Meisters. Plus und Minus könnte man analog eines Grateful Dead Auftritts durchgehen: Wie klingt die Aufnahme, wie ist das Verhältnis von Standards zu Improvisation, wie lang dauert welcher Song, gibt es lange Passagen ineinander fließender Stücke, wie sind die Bläser in Form, wie hoch ist der Drum-Quotient, wie viel wird gesungen? Nickelsdorf punktet auf voller Linie mit einem Repertoire, das keine Wünsche offen lässt. Die wichtigsten Chants sind da, viele klassische Improvisationsvehikel werden gebracht und die hohe Standarddichte punktet auch mit delikatem Ensemblespiel und frenetischen Ausflügen der Saxophonisten Gilmore und Allen. An Gilmores Spiel lässt sich hier besonders gut nachhören, was Coltrane von ihm gelernt hat. Die Aufnahme ist exzellent, sehr wahrscheinlich durch das Mastering von Martin Siewert optimal betreut. Ein passend sprunghafter Text von Hans Falb, der kurz durch die Jazzgeschichte rast, wird mitgeliefert. Rückkehrend zur Dead-Analogie gibt es eine Frage, die man nicht stellen muss: Wer sitzt am Klavier?
The Sun Ra Arkestra
»Live In Nickelsdorf 1984«
Trost
Veröffentlichung
04.01.2015
Schlagwörter
All Natural/Trost
Cien Fuegos
The Sun Ra Arkestra
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