Mrs. Lovich, mit ihren charakteristischen langen Zöpfen und riesigem Turban/Federhut ist wirklich eine außergewöhnliche Erscheinung. Zusammen mit Langzeit-Partner und sowieso-Genie Les Chappell und der österreichischen Musikerin und Künstlerin Bernadette Reiter (Viola und Backgroundgesang) legt sie eine etwa 50-minütige mitreißende Performance hin. Die drei spielen zum ersten Mal in dieser Konstellation zusammen, und sie sind ein gutes Team.
Mit ihrer eindrucksvollen Stimme und ihrer sympathischen Ausstrahlung erschafft Lene Lovich ab dem ersten Ton eine Atmosphäre, deren Sog sich das – teils vielleicht überraschte, durchaus aber sehr angetane – Publikum schwer entziehen kann. Sie kann es immer noch.
Versuchen wir also, die vielgerühmte Stimme einzufangen und ihre Wandlungsfähigkeit zu beschreiben: kraftvoll und eindrucksvoll bei »Bird Song«, mühelos auch in den hohen Lagen, pathetisch und intensiv bei »Never Never Land«, irgendwie zirkushaft in »Sleeping Beauty«.
Bei „Insect Eater“ (in dem es um Graf Dracula und seinen Untergebenen Renfield geht) zieht Lene das Register »düstere Gruselstimme«, und die Geisterstimmung wird durch ein Viola-Tremolo noch verstärkt.
In guter alter Punk-NewWave-Manier singt, quietscht, säuselt und kiekst sie sich durch das Programm ihrer früheren Hits (oder Fast-Hits), inklusive Zunge-Zeigen, Zähne-Fletschen und verschmitzem Lächeln, wie man es etwa von Nina Hagen in ihren besten Tagen kennt. Lene will sich hier nicht neu erfinden oder ein glamouröses »Comeback« inszenieren, sondern alle Beteiligten sollen einfach Spaß an der Sache haben.
Man merkt, dass Lene Lovich auf der Bühne in ihrem Element ist. So viel Bühnenpräsenz kann man sich von vielen heutigen »Stars« und diversen Sternchen nur wünschen – nehmt euch ein Beispiel, all ihr Gwen Stefanis und anderen Punk-Gören da draußen!