Foto: Larkin Poe
Foto: Larkin Poe

Larkin Poe, Ben Caplan, Chuck Prophet

Kleine Dinge wie Songwriting und die rechte und die linke Hand. »... the little things in life just passed me by ...« heißt auf »Scapegoats« (1991) bei Green On Red. Kleine Dinge, wie Songwriter-Konzerte in München besuchen, darf man sich im Leben nicht ganz entgehen lassen. Mitte April schaute skug bei Larkin Poe, Ben Caplan und Chuck Prophet vorbei.

Larkin Poe – ziemlich maskuliner Girlcountry

Neugierig geworden auf Larkin Poe durch deren gerade erschienene, exzellente CD »The Sound Of The Ocean Sound« mit Tom Hell begab ich mich am 15. April ins Münchener Ampere. Ich hörte nicht netterweise vorher beim Support Act The Common Tongues zu – vielleicht sogar hübsches Songwriting -, sondern wählte gezielt den Set von Larkin Poe, die mich beim Reingehen mit regelrecht macho-verwandtem bluesigen Folk-Rock ansprangen. Die beiden Lovell-Schwestern Megan und Rebecca können so etwas. Insbesondere Megan Lovell an der Slidegitarre. Möglicherweise hat sie sich einiges von Bonnie Raitt zu Gemüte geführt und sie kann spielen. Sie hat das Metall an ihren Fingern nahezu perfekt unter Kontrolle und nennt für ihre Lap-Steel-Technik Jerry Douglas als Inspiration. Klingen die beiden Lovells teilweise nach feminin romantizistisch Countryesquem mit gelegentlich einer Idee Pop, so können sie jedenfalls auch in einer anderen Gangart. Zusammen mit zwei kongenialen Backingmusikern spielten die beiden jungen Musikerinnen eine überzeugende Reihe von Songs, durchsetzt mit teils härteren, durchs Schlagzeug souverän gepushten Songstrukturen. Und bestätigten den besten Eindruck, den ich von ihren Alben hatte. Zwar waren ein kleiner Silberglitzerminirock hier, ein verspieltes blondes Zöpfchen da, aber beide sind coole, versierte Intstrumentalistinnen . Dass sie den Spannungsbogen des Abends mit einem finalen Akustik-Duoset, das ihnen misslang, ruinierten, sei einfach mal verziehen.

Der ideale Larkin Poe-Sound ist übrigens auch auf der aktuellen Veröffentlichung »Thick As Thieves« zu haben.

Ben Caplan – markanter Songwriter, aber Schwätzer

Der bärtige Barde Ben Caplan konnte mich wegen einiger sehr schöner Songs wie beispielsweise »Leave Me Longing« von seiner aktuellen CD »In The Time Of The Great Remembering« und seiner markanten Stimme und Akustikgitarre am 19. April in sein Solo-Konzert ins Ampere locken. Doch Caplan ist nicht nur Sänger, Gitarrist und Pianist, der Typ labert, labert und labert. Nur interessiert mich sein Gequassel über seinen Achselschweiß genausowenig wie die soundsovielte Zerredung des explizit erwähnten Stücks »4’33″« von John Cage. Caplan redet, redet und zerredet das Niveau, das diverse seiner Songs definitiv nachweisen. Eine Schar von hauptsächlich 20-Somethings begeisterte sein derartiger Auftritt merkwürdigerweise.

Chuck Prophet – Riffs und Nachtschwarzes

Das, was den Charme der legendären L.A.-Psychedelic Roots-Rockband Green On Red einmal ausmachte, war hauptsächlich Chris Cacavas und Dan Stuart zuzuschreiben. Wenn auch Chuck Prophet einen erheblichen Teil zum Gelingen der Band im Americana-Sektor beitrug. Am 21. April ging ich in München in den Milla Club zur Show von Chuck Prophet and The Mission Express. Prophet spielt straighten angefolkten Rock’n’Roll mit Band und Gattin Stephanie Finch an der Orgel mit etwas Psychedelic-Touch. Live bei der Panic In The Temple Tour 2013 wie auch auf dem vor einem Jahr veröffentlichtem Album »Temple Beautiful«. Beim Konzert von Prophet fehlt die Generation der 20-Jährigen weitgehend und hauptsächlich Insider mit der Kenntnis und Erfahrung des Werks von Green On Red und weiterer Songwriter dieses Zeitabschnitts lassen sich auf die Musik ein. Prophet, Sänger und Gitarrist, ist eher ein Mann der wenigen Worte mit einem um so breiteren Grinsen und Lachen im Gesicht. Jedenfalls überzeugen seine energetischen und packenden Gitarrenläufe sowie -riffs. Wer auf beiden Seiten statt Freunden eher Feinde hat kann sich zwischendurch vielleicht mal bei einem Konzert von Chuck Prophet die Energie des Rock’n’Roll reinziehen. Schnörkellose Songs wie »The Left Hand And The Right Hand« oder »White Night, Big City« tun ihre Wirkung. Eigentlich möchte ich dann mal Graham Parker sehen.

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