Der Bass, ein Orchester. Wer vergessen hat, dass es vor Urzeiten (es ist noch gar nicht so lange her) Musiker gab, deren höchstes Ziel es war, jeden möglichen Klang aus ihrem Instrument herauszuholen, den erinnert die durchgehend improvisierte Musik des Kontrabassisten und Skulpturisten Jacquemyn. Der hartnäckig am Bass kratzende, schrumpelnde, zupfende Belgier geht an die Grenzen des Erträglichen, wenn er seine Saiten verkehrt aufspannt, Blechdosen einklemmt, um das Trommelfell des Zuhörers zu beanspruchen, oder wenn Obertöne die rasend schnellen Recitativi erfüllen und die Melodiefunktion übernehmen. Sein Instrument konnte er als langjähriges Mitglied der Werkgroep Improviserende Musici intensivst kennenlernen. Der Bass dieses Mannes hat ein eigenes Schicksal, aber Peter Jacquemyn besitzt Gespür für Spannungsbögen und belohnt unser Durchhaltevermögen mit orchestral anmutenden Passagen und zu Musik gemachten Fingerübungen. Mir fehlen halt die Melodien, die Pausen, aber die fehlen in vielen Improvisationen. Besonders schön ist, wenn der Bass klingt wie ein vollständiges Gamelanorchester, die nicht gespielten Töne die Hauptrolle spielen.
Peter Jacquemyn
Kontrabas solo
Logos Public Domain
Text
Denise Riedlinger
Veröffentlichung
01.05.2001
Schlagwörter
46
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Peter Jacquemyn
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