Das neue Werk der deutschen Psychedelic-Institution führt die Wüstenthematik vom Vorgängeralbum »Die Pyramiden von Gießen« in Songtiteln und grafischer Aufmachung fort. Die ursprünglich aus dem Noise-Umfeld kommende Band hat sich mittlerweile auf einen sehr gemütlichen, kosmischen Groove eingeschwungen. Der erste Track, »Mudschahidin der Liebe« baut sich langsam aus pulsierenden Orgel- und Synthtönen auf, erst im letzten Drittel des über 14 Minuten langen Stücks setzen Schlagzeug, Bass und Gitarren mit einem Riff ein, das man auch als Stoner Rock durchgehen lassen könnte. Generell ist das Spiel mit dem Wechsel zwischen experimentellen, krautigen und eher traditionell-rockigen Parts eines der Hauptmerkmale dieses Albums. Datashock werden oft mit New Weird America Kollektiven der frühen 2000er sowie mit Krautrock Bands verglichen und obwohl beides durchaus Sinn macht, erinnern sie mich in ihrem freien, jam-basierten aber dennoch auch rock-lastigen Zugang sowie in ihrer Stoner-Humor-Ästhetik am ehesten an die Väter des Space Rock, Hawkwind. Jedoch sind die Rock-Elemente hier spärlicher eingesetzt, es überwiegt eine gemächlich brodelnde Stimmung. In den bluesigsten Momenten des Albums erinnert die Atmosphäre teilweise auch an Brightblack Morning Light, so etwa in »Rubinregen aus der spirituellen Sphäre«, während das Synthesizer-dominierte »Fanta Morgana« Tangerine Dream zu ihren Frühsiebziger Hochzeiten Konkurrenz machen könnte. »Desert Lustgerete, Goldnougat Gobi« ist eines der Highlights am Album, ein psychedelisch-brodelnder Sumpf (oder vielleicht eher Treibsand) aus langsam schwellenden Synths, Slide-Gitarren, Violine und spärlicher Percussion. Datashock ist mit »Keine Oase in Sicht« ein abwechslungsreiches Doppelalbum gelungen, das sowohl Freunde experimenteller Klänge als auch Stoner/Space-Rock Liebhaber nicht enttäuschen wird.
Datashock
»Keine Oase in Sicht«
Dekorder
Text
Ulrich Musa-Rois
Veröffentlichung
28.07.2014
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