Jef Mertens hat dieses Jahr mit »Orchid Alto« schon vorgelegt, nun gibt es Nachschlag, und zwar im Duo mit Schlagzeuger Dirk Wachtelaer. Mertens spielt wieder Taishōgoto. Dass zwei Alben innerhalb eines Jahres erscheinen, zeigt auch an, in welchem musikalischen Feld wir uns bewegen. Wir haben ja nicht mehr 1970 und Rockbands wie Black Sabbath hauen binnen Jahresfrist mal eben zwei Alben raus, die Zyklen im Mainstream haben sich arg gedehnt, seit das Album nicht mehr als zentrale Einkommensquelle für Musiker*innen dient. Einkommen beziehen Jef Mertens und Dirk Wachtelaer aus ihren Tonträgern ohnehin kaum. Sie sind froh, wenn sie bei der Veröffentlichung nicht drauflegen, und machen ansonsten eben einfach und ganz selbstverständlich weiter. Musikmachen ist wie Essen und Trinken und ab und an teilen sie, was sie im Studio zusammenbrauen. Zwischen Free Jazz und Noise bewegen sich die freien Improvisationen des Duos und sie erinnern mich in ihrer Herangehensweise an das Flower-Corsano Duo. Die hantieren mit ähnlichem Instrumentarium und erzielen ebenso hypnotisch-lärmende Ergebnisse. Grundsätzlich kann man Zweifel daran hegen, ob solche Musik, aus der Konserve genossen, nicht etwas schal im Vergleich zum Live-Erlebnis wirkt. Bestenfalls nämlich entwickelt die Kombination aus wirbelndem Schlagzeug und minimalistisch-repetitiver Taishōgoto eine ziemliche Sogwirkung, die vor allem frontal und in höherer Lautstärke ordentlich beeindrucken kann. Aber man kann natürlich auch zuhause den Verstärker auf 11 drehen und sich die Frisur legen lassen. Ich empfehle es. Außerdem hat man so bei wiederholtem Hören die Möglichkeit, sich den musikalischen Feinheiten und Details zu widmen, die »Wonderful Brutalism« durchaus bereithält. Und noch was: Man kann sich das schöne Cover-Artwork von Jake Blanchard während des Hörens anschauen!
Jef Mertens & Dirk Wachtelaer
»Wonderful Brutalism«
Many Chants Records/Ramble Records
Text
Holger Adam
Veröffentlichung
12.09.2025
Schlagwörter
Dirk Wachtelaer
Jef Mertens
Many Chants Records
Ramble Records
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