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Jake Xerxes Fussell, James Elkington

»Rebuilding«

Fat Possum Records

Üblicherweise sammelt und reinterpretiert Jake Xerxes amerikanische Traditionals und James Elkington ist in der Hauptsache Solo-Gitarrist. Zusammen haben sie einen Soundtrack zu einem Film von Max Walker-Silverman eingespielt. Den Regisseur und seinen Film kenne ich nicht. Muss ich aber auch nicht, ich mache mir meine eigenen Bilder zur Musik. Das gelingt mit Leichtigkeit, denn die durchgehend ruhigen Americana-Skizzen von Fussell und Elkington klingen in meinen Ohren wohlvertraut. Sofort öffnen sich vor meinem geistigen Auge weite Horizonte, durchkreuzt nur von endlosen Highways und ab und an durch andere Merkmale menschlicher Existenz ergänzt. Ein Diner hier, ein zurückgelassenes Autowrack da – solche Sachen, da sind meiner Fantasie keine Grenzen gesetzt, mein innerer Karl May kann sich austoben. Ob solche Schauplätze sich im Film wiederfinden, keine Ahnung, nicht wichtig. Vielleicht steht sogar die filmische Inszenierung dem gemächlichen Tempo der Musik entgegen, ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. Filme, die auf dem Sundance-Festival Premiere feiern, laufen möglicherweise irgendwann mal auf arte – aber ob ich das dann mitbekomme? Ich höre ja lieber nur Musik und die Kompositionen auf »Rebuilding« hinterlassen auch ohne Bilder Eindruck. Die siebzehn Vignetten, überwiegend mit elektrischen und akustischen Gitarren sowie Banjo und Piano instrumentiert und mit sprechenden Titeln wie »A Cowboy Without Cows«, »Riding To The Ranch« oder »Contemplating The Moon« versehen, regen unaufgeregt zum Tagträumen an – vielleicht kommen darin dann Kühe vor und der Mond oder beides. Das kann alles sein, muss aber nicht. Die zum Einsatz kommenden Instrumente, ihre Klangfarbe und die Traditionen, in denen sie stehen, legen amerikanische Landschaften nahe – aber zur Musik von »Rebuilding« kann sich auch eine europäische Mittelgebirgslandschaft in eine abenteuerliche Kulisse verwandeln. Das ist ja das Schöne an solcher Kunst, sie ist offen für Interpretation und kann als Gebrauchsmusik zu vielerlei Alltagsverrichtungen zum Einsatz kommen, so wie sie vielleicht im Film das Eintreiben einer Herde oder andere unspektakuläre Tätigkeiten untermalt. Wobei: Angeblich hat der Cowboy ja gar keine Kühe! Rätselhaft. Wunderbar.

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