Zu Beginn: Der bäuerliche Alltag einer Familie wird unterbrochen als am Horizont ein Motorradkonvoi auftaucht. Es sind deutsche Soldaten, die den SS-Offizier Hans Landa (Christoph Waltz), genannt »The Jewhunter« begleiten. ?beraus höflich bittet er den Hofherren um Auskünfte, vor allem eine untergetauchte jüdische Familie betreffend. Der Ablauf erinnert an Szenen aus Italowestern und dem Zuschauer wird schon deshalb klar, dass am Ende dieser Sequenz die Waffen sprechen werden. Western ist nur ein Genre, aus dem Tarantino schöpft, Erzählweisen, Figuren entwickelt. Klar, Tarantino und Zitat/Referenz als zentrale Film-Bau-Elemente können als Synonyme gelten. Längst aber sind diese filmreferenziellen Bausteine nicht mehr so plump wie in »Pulp Fiction« zusammengefügt. Auch schafft es Tarantino sich auf zwei konsequent aufeinander zulaufende Handlungsstränge zu konzentrieren.
Elitetruppe und Racheengel
Da sind einerseits die »Inglorious Basterds«, eine Elitetruppe unter der Leitung des US-Offiziers Aldo Raine (Brad Pitt). Ihre Aufgabe ist es, im besetzten Frankreich Jagd auf Nazis und Wehrmachtsoldaten zu machen. Ziel ist es, den Nazis zu zeigen, dass man es mit einem absolut Ernst zu nehmenden Gegner zu tun hat. Den Fürchterlichen soll selbst das Fürchten gelehrt werden. Die Basterds töten gnadenlos ? und skalpieren ihre toten Feinde. Es ist ein Spezialtrupp, dessen Mitglieder nicht nur Nazi-Hasser, sondern auch perfekte Mordmaschinen sind. Andererseits ist da diese junge, jüdische Frau, Shosanna Dreyfus (Melanie Laurent), deren Familie von der SS ausgelöscht wurde. Mit falschen Papieren lebt sie in Paris, betreibt ein Kino. Die Zufallsbekanntschaft mit einem Kriegshelden (Daniel Brühl) beschert ihr prominentes Kinopublikum: Die Granden des NS-Regimes sollen in ihrem Lichtspieltheater einer Premiere beiwohnen. Die junge Frau sieht den Zeitpunkt der Rache gekommen…
Keine edlen Helden
Respekt ist ein Begriff, der bei Tarantino wohl keinen großen Stellenwert genießt, jedenfalls dann, wenn es um die filmische Bearbeitung bestimmter geschichtlicher Perioden geht. Erzählt wird lustvoll vom fröhlichen Nazijagen. Dass Tarantino kein Meister der feinen Klinge ist, ist bekannt. Es geht also erwarteterweise blutrünstig und derb zu. Und die Basterds sind mitnichten edle Helden. Sondern skrupellos und brutal. Die Rollen wurden zu einem großen Teil mit deutschsprachigen SchauspielerInnen besetzt, was einigen DarstellerInnen die Möglichkeit gab aus bisherigen Rollenkorsetten auszubrechen. So darf Daniel Brühl endlich einmal einen nur scheinbar netten Jungen spielen. Und der vielgelobte Christoph Waltz gibt eine große Performance als eleganter, polyglotter, hochgebildeter Mann von Welt, eiskalter Mörder und Opportunist.
»Inglorious Basterds« (Regie: Quentin Tarantino; Mit: Brad Pitt, Christoph Waltz, Daniel Brühl, Diane Kruger, Melanie Laurent, Til Schweiger, Gedeon Burkhard, Mike Myers, August Diehl u.a.)
Ab 21.8.2009 in österreichischen Kinos