Das Flex war restlos ausverkauft, die Abendkassakraft hatte diesen Abend frei und im Publikumsraum wurde es immer heißer, je näher man dem Auftritt von Hot Hot Heat kam. Manche schwitzten aus Vorfreude oder Euphorie, denn schließlich begaben sich die vier Herren aus Toronto das erste mal nach Österreich. Die Aufregung steigerte sich immer mehr, und die Augen der Fans waren starr auf die Bühne gerichtet, bis endlich Steve, Paul, Dustin und Luke selbige betraten und dadurch Gekreische und Jubelrufe auslösten, wie es heute vielleicht sonst nur Adam Green vermag. Und so fetzen sie los mit jeder Pore ihres Körpers, versetzen den Moshpit in helle Aufregung und trauen sich dann sogar, ihren aktuellen Hit »Goodnight Goodnight« als zweiten Song zu spielen. Auf die Idee, danach zu gehen, kommt aber zum Glück niemand, denn es geht schließlich auch ohne Atempause weiter durchs Programm, es werden ausschließlich Stücke der beiden Alben, »Elevator« und »Make Up The Breakdown« gespielt, und zwar so konsequent, dass man wirklich nur wenige Songs missen muss, nämlich die Rausschmeißer. Stattdessen wird auf Stardom gesetzt, Steve Bays (Sänger, Keyborder, Gründer und Mädchen-/Jungenschwarm der Band) muss nur kurz die Hand ins Publikum strecken und schon hat er zehn Bewunderer an jedem Finger, die nun eben nicht mehr nur an seinen Lippen hängen. Das alles passiert, ohne dass ein Gefühl der Arroganz dabei ausgestrahlt werden würde.
Der Sound pendelt dabei zwischen diversen Welten. Einerseits gibt es den Spaßfaktor, der einige an die frühen Green Day erinnern mag und der durch manche spielerische Gitarrenriffs transportiert wird, die eher an eine Mischung aus Funpunk und Atarispiele erinnern als an Led Zeppelin, und andererseits gibt es diese ungelenke Stimme und die unglaubliche Dynamik, die gar keine Zeit lassen, um zu lächeln, denn sie zwingen einen zu großen körperlichen und geistigen Anstrengungen. Auch wenn das alles immer noch Pop ist, so bewegt man sich schon lange nicht mehr zur Melodie, sondern zum Schlagzeug. Langsam tanzen kann man dazu einfach nicht. Und wenn man selbst diesen Versuch als gescheitert abgehakt hat, kommt die nächste Schwierigkeit, und zwar der Wechsel innerhalb des Songs zu einem komplett andersklingenden Refrain oder einer Bridge. Das letzte mal, als es ein Song hinbekommen hat, zwei vollkommen verschiedene Teile in ein homogenes Stück zu pressen, war es »Movin’« von Supergrass.
Nun stellt sich nur noch die Frage, ob es schwieriger ist, ein Album als guter Live-Act aufzunehmen, welches die Energie auch in die Wohnzimmer bringt, oder einen Gig zu spielen, der die Qualität des Albums durch die Live-Kompetenz nicht schmälert. Bei Hot Hot Heat sieht es aber nicht so aus, als hätten sie Schwierigkeiten, dieses Dilemma einfach zu umgehen, indem sie beides perfekt machen.