Am Sonntag, dem 14. April 2024 gastierte die Istanbuler Sängerin Gaye Su Akyol im Rahmen von Salam Music in Wien. Und damit hat das Festival-Programming einen Volltreffer gelandet: Die Musikerin beeindruckt live auf der Bühne nicht nur durch ihre Präsenz und Bodenständigkeit, sie zeigt auch am Mikrofon, an den Trommeln und am Schlagzeug, was sie draufhat – und das Flex scheint bis auf den letzten Platz gefüllt zu sein. Für zukünftige Auftritte wäre wohl eine größere Konzerthalle angemessen.
Doch nicht nur die Bühnenpräsenz Gaye Su Akyols ist außergewöhnlich: Bereits auf ihrem 2022 erschienen Album »Anadolu Ejderi« hat die Künstlerin auf virtuose Art Motive anatolischer Mythen in ihren Songs aufgegriffen. Ausgewählte Nummern aus dem Album werden beim Auftritt im Flex ebenso gespielt wie Hits aus vergangenen Alben und Cover klassischer Songs, wie das über hundert Jahre alte Türkü »Gamzedeyim Deva Bulmam«, das schon von unzähligen Musiker*innen interpretiert wurde. Einziger Wermutstropfen: Auf Ausschnitte aus dem angeteaserten, in Kürze erscheinenden neuen musikalischen Werk muss das Publikum leider noch warten.
Gaye Su Akyol hatte sich in den letzten Jahren als wortgewandte Fürsprecherin für die Rechte von LGBTQIA+ Personen und Frauen einen Namen gemacht, da, so Akyol während des Konzertes, unser aller Befreiung miteinander verbunden ist. Sie ruft die LGBTQIA+ Personen und Frauen im Publikum auf, sich als erotische Wesen wahrzunehmen, und schickt gleich einen erotischen Song mit auf die Bühne – und ermuntert damit das Publikum, sich zu zeigen, wie es ist.
Die Musikerin endet ihr Konzert mit unzähligen Zugaben und ihrem Song »Kendimin efendisiyim ben« – »Ich bin mein eigener Herr« –, der nach dem Konzert noch tagelang durch den Kopf schwirrt. Was für eine Ansage!