»I’ll Be Waving As You Drive Away«

Manche Musik ist wirklich von beeindruckender Raffinesse und Schönheit, die zartgliedrig-melancholische Americana von Hayden Pedigo zählt mit Sicherheit dazu. Wir sind hier gleich in der Gewichtsklasse von so stilprägenden Alben wie Van Dyke Parks »Song Cycle« unterwegs, nur ohne Gesang – also vielleicht auch John Faheys »The Yellow Princess«, aber etwas opulenter orchestriert. Von einer historisch näheren Stelle am Ende des Kontinuums winken David Grubbs und Jim O’Rourke herüber, Jeff Tweedy, Kurt Wagner und William Turner waren auch gerade noch zu sehen. Die scheinbar mühelos ins Werk gesetzte Eleganz, die man ungefähr so von Gastr Del Sol, Lambchop oder experimentelleren Alben von Wilco kennt. Musik, die um ihr konservatives, typisch amerikanisches Wesen weiß, gleichzeitig aber offen und jederzeit transformierbar erscheint. So wie Hayden Pedigo sich in Stetson und Westernhemd ablichten lässt wie weiland die Flying Burrito Brothers in extravaganten Nudie Suits. Pedigo spielt buchstäblich mit seiner nationalen Identität und einem ihr entsprechenden musikalischen Erbe, das er aber nicht dumpf und ewiggestrig wiederkäut, sondern scheuklappenfrei zu ergänzen und zu erweitern weiß. Elemente aus Country-Musik, Ambient, Fingerstyle Guitar, Chamber Folk, Jazz (à la Oregon) und Westcoast-Psychedelia webt er zu einem dichten und dennoch lichtdurchlässigen Klangteppich zusammen. Herauskommt dabei orchestrale Popmusik, die sich federleicht und mühelos in die Gehörgänge einschmeichelt, ohne sie süßlich zu verkleben. Wohlklang, gar kein Ausdruck! Das ist, wie eingangs erwähnt, wirklich beeindruckend, beeindruckend schön.