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Frieder Butzmann

»juHrop – Szenen und Arien aus einer Oper in klingonischer Sprache«

Youdonthavetocallitmusic

Szenen und Arien aus einer Oper in klingonischer Sprache – hört hier der Spaß auf oder fängt er da erst an? Letzteres natürlich, denn »Space Is The Place«, unendliche Weiten, da ist viel Platz neben Sun Ra, Kosmischen Kurieren, Blood Incantation oder Karlheinz Stockhausen. Also Bühne frei für Frieder Butzmann und seine klingonische Oper. Die war ursprünglich ein Hörspiel, das im Radio übertragen wurde, und das kleine Label Youdonthavetocallitmusic hat mit dem Komponisten zehn Jahre an einer aufwendigen und ansprechend präsentierten Schallplattenveröffentlichung des umfangreichen musikalischen Projekts gearbeitet. Die Veröffentlichung, im Sommer 2024 erschienen, zitiert dem Design nach nicht zufällig Produktionen der Deutschen Grammophon, denn »juHrop« beinhaltet avantgardistisch gestimmte, elektronische Musik, die beispielsweise neben »Donnerstag aus Licht« vom bereits erwähnten Karlheinz Stockhausen einen Platz finden kann. Dem Humor zum Trotz, Frieder Butzmann ist kein Witzbold und seine Oper ein musikalisch herausforderndes und stilistische Grenzen überschreitendes Hörerlebnis. Das liegt nicht, wie man vordergründig betrachtet vielleicht meinen könnte, am Einsatz der klingonischen Sprache (im beiliegenden Libretto finden sich alle Texte übersetzt, um die Geschichte der Oper nachvollziehen zu können). Gesungene Operntexte verstehen sich von selbst bzw. während des Hörens auch nicht in italienischer oder altgriechischer Sprache (für letzteres siehe »Prometheus« von Carl Orff). Insofern ist die Verwendung des Klingonischen nicht wirklich exotisch oder fremd anmutend. Die eigentliche Herausforderung beim Hören ergibt sich aus der stilistischen Bandbreite der Musik. Flotte Rhythmen gehen über in quasi-sakrale Gesänge, Chöre stehen neben deklamierenden Außerirdischen, ein klingonischer Rülpswettbewerb findet statt und später schreit Diamanda Galas rein. Es geht ordentlich rund und inhaltlich um Heimweh, die Liebe zwischen einer Chinesin und einem Klingonen-Krieger und andere große Gefühle. Ich will an dieser Stelle nicht vorgreifen, aber werben möchte ich dafür, sich diesem abenteuerlichen Hörerlebnis auszusetzen. Wer für sogenannte Incredible Strange Music ein Herz und ein Ohr für die historischen Produktionen aus den berühmten Studios für Elektronische Musik hat und zudem mit der klassischen Gattung der Oper nicht fremdelt, der oder die sollten sich – vielleicht zu Weihnachten – ein originelles Geschenk machen. Die aufwendig produzierte Veröffentlichung ist nicht ganz preiswert, und (derzeit) auch ausschließlich auf Vinyl erhältlich, aber das gehört sozusagen dazu – wenn schon, denn schon. 

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