Das Trio France, aus welchen Gründen auch immer benannt nach seinem Herkunftsland, hinterließ bei mir nachhaltig Eindruck, als sie 2011 gleich zweimal, nämlich zu Beginn und zu Ende, die Besucher*innen des belgischen Kraak-Festivals in Ekstase versetzten. Ausgestattet mit Bass, Schlagzeug und Hurdy-Gurdy spielten sie sich und ihr Publikum in einen Rausch, und so gehen sie immer vor, wenn sie zu ihren mäandernden Improvisationen ansetzen. Dieser Wahnsinn hat Methode. Idealerweise erlebt man die Band im Konzert, aber auch die Tonträger haben es in sich. Sie dokumentieren in der Regel Live-Auftritte, so auch »Destino Scifosi«, das kürzlich auf dem bandnahen Standard In-Fi Label erschien. Dort wird eine Menge psychedelisch-experimentelle Musik veröffentlicht, die einzelnen Projekte (Tanz mein Herz, Omerta, Megabasse etc.) überschneiden sich personell hier und da, man kann von einer kleinen, sehr aktiven Szene sprechen. France ist vielleicht der profilierteste Act aus diesem Umfeld. Wie klingt die Musik? Das stoische Schlagzeugspiel nebst repetitiven Bassläufen erinnert an Jaki Liebezeit und Holger Czukay von Can, und Krautrock ist sicher das passende Genre, um den Stil von France zu umreißen. Hinzu kommt dann Yann Gourdon, dessen unermüdlicher und buchstäblich überdrehter Einsatz am Hurdy-Gurdy an Keiji Hainos Umgang mit diesem Instrument erinnert. Der wiederum entstammt der japanischen Psychedelic-Rock- und Noise-Szene und auch mit dem abenteuerlichen und freien Sound des PSF-Katalogs können France assoziiert werden. Der minimalistische, im Detail variierende und gleichzeitig überwältigende Eindruck, den die Band hinterlässt, kann auch als Steve Reich für Power-Trio beschrieben werden: »Music for Bass, Drums and Hurdy-Gurdy«, sozusagen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das musikalische Feuer, das France entfachen, entfaltet vor allem live infernalische Qualitäten, aber auch die fossile Variante wärmt angenehm.

France
»Destino Scifosi«
Standard In-Fi

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