Enter Shikari, So Recordings
Enter Shikari

»A Kiss For The Whole World«

So Recordings

Einem Album, das mit Schillers »Ode an die Freude« beginnt, kann man den Optimismus nicht absprechen. Enter Shikaris neuestes Werk will ein Beitrag zur kollektiven Therapie angesichts globaler Katastrophen sein: Gegen pandemische Einsamkeit, Klimakrise und fiese Finanzsysteme hilft nur die Weltgemeinschaft. Deshalb also der Klassiker aus Weimar: »Seid umschlungen Millionen / Diesen Kuss der ganzen Welt«. Der britischen Post-Hardcore-Band geht es auch in ihrem siebenten Studioalbum ums große Ganze. Enter Shikari denken seit jeher in der Kategorie des Gesellschaftlichen. Utopien und Auswegszenarien werden kontinuierlich besungen: »Nothing Is True & Everything Is Possible« hieß das Vorgängerwerk, das zu Beginn der Pandemie veröffentlicht wurde. Systemkritik findet man auch auf »A Kiss For The Whole World«, aber nach den depressiven Lockdowns und geschlossenen Konzerthallen steht der Fokus auf dem Gemeinschaftserlebnis. Für die Aufnahmen hatte sich die Band in ein britisches Bauernhäuschen auf dem Lande zurückgezogen, das nur mit Solarenergie gespeist wurde. Gleichzeitig konnte man den Verstärker und den Teekocher angeblich nicht aufdrehen, doch die Kraft der Sonne ließ sich in gute Vibes umwandeln. Musikalisch bedienen sich Enter Shikari bei allem zwischen Rock und Electronic – knirschende Gitarren und tänzelnde Synthie-Melodien vor dichten Beats und dazu Gesang, der von Growls bis Falsett reicht. Zusammenhalt und Zuversicht verkünden auch die Single-Auskoppelungen »(pls) set me on fire« und »It Hurts«. Der Song »Bloodshot« bezieht sich auf die Wallungen, in die einen der übermäßige Konsum von Social Media versetzen kann. Es ist einer der auffälligsten Tracks auf dem Album, düster und drängend. Er manifestiert den programmatischen Anspruch, der Enter Shikari charakterisiert: Für politisches Klein-Klein gibt es keine Energiereserven, es geht um alles.

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Text
Stefan Lessmann

Veröffentlichung
13.03.2023

Schlagwörter

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