Aus der katalonischen Stadt Girona schleicht sich ein Schattenwesen in unsere auditiven Tiefenschichten: Empty Value entfaltet mit dem knapp 50 Minuten langen Einzeltitel »Buried Frequencies« ein rituelles Drone-Ambient-Werk von erhabener Monotonie und existenzieller Wucht. Es ist ein Album wie aus dem Untergrund gegraben – im doppelten Sinne. Das in Montreal, Quebec, beheimatete Label Musique moléculaire bietet den vielleicht radikalsten Backkatalog auf Bandcamp, der aus 375 Releases besteht und – nebenbei gesagt – um lächerliche 23,90 Euro angeboten wird. Es ist auf konkrete Musik spezialisiert und liefert mit »Buried Frequencies« ein Klangritual von beängstigender Schönheit ins Haus – so minimalistisch wie unerbittlich, ideal für Freund*innen der metaphysischen Resonanz. Der Track beginnt gleich mit jenem kaum fassbaren Gegrummel und Gegrammel, einer Art staubigen Empfängerschweigens, das erst nach 49:37 aufhört und aus dem sogleich eine narkotisierende Seismik erwächst. Tieffrequente Schwingungen, aus rauer Faser verwobene Drones, beinahe statisches, jedenfalls grobkörniges Rauschen, glazial verschobene Feedbacks: Das Stück verzichtet auf jede Form von Harmonie, Rhythmik oder klanglicher Erlösung. Genau diese Verweigerung verleiht dem Werk seine Suggestivkraft. Stilistisch lässt sich Empty Value irgendwo zwischen Trollmann av Ildtoppberg, Black Boned Angel und den neuseeländischen Feedback-Nihilisten Surface of the Earth verorten. Allerdings ohne deren Noise-Aggression oder Doom-Attitüde. Stattdessen gibt es hier eine Form von schwebendem Terror, eine unheimliche Stille hinter dem porösen Dröhnen: ein meditativer Zustand für Kratzbürsten. Der Track ist ein schwarzes Loch aus Klang: vollkommen lichtlos, überaus massiv – aber nicht leer. Buried Frequencies fordert Hingabe und belohnt sie mit einer seltsamen Transzendenz im Desolaten. Man versinkt in der Kompression von Zeit, in der Langsamkeit und den kaum merklichen Modulationen des Materials. Eine Stunde später ist man verändert. Oder ausradiert.
Empty Value
»Buried Frequencies«
Musique moléculaire
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