Die Dwarfs of East Agouza sind ein Trio. Alan Bishop, Maurice Louca und Sam Shalabi teilen sich die Instrumente und fabrizieren experimentelle Musik, die stilistisch irgendwo zwischen Free Jazz, Noise, Improvisation und Gedöns siedelt. Übung haben sie darin, loszulegen und zu schauen, wohin die Musik sie trägt. In Bands wie Land of Kush, Karkhana oder den Sun City Girls haben sie gelernt, musikalische Haken zu schlagen und aufmerksam zu sein, für Ausdrucksmöglichkeiten jenseits des Kammertons. Es überrascht daher auch nicht, dass »Tropic of Taurus: Dwarfs of East Agouza in Shenzhen« kurzweilig ausfällt und während des Zuhörens auf Trab hält. Das Saxofon quengelt und schreit, die Gitarre quietscht, die Elektronik klappert und scheppert drumherum. Dabei mangelt es der quicklebendigen Performance auch nicht an Groove; mitreißen können sie auch, die Zwerge. Die Aufnahmen des Albums resultieren aus einem Auftritt in China und ebendort wurde die aufwendig gestaltete Schallplatte auch verlegt. Man kann sie kaufen, aber sie ist nicht gerade billig. Also, was haben wir da? Eine ansprechende Veröffentlichung aus dem hochpreisigen Segment für erfahrene Plattensammler*innen, die sich finanziell verausgaben können und wollen, um sich Kolonialwaren aus aller Herren Länder ins heimische Regal zu stellen. Die Aufnahmen werden auch digital zur Verfügung gestellt, wahrscheinlich ist es nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine demografische Frage, für welche Variante man sich entscheidet – es lohnt sich so oder so, dieser improvisierenden Altherrenmannschaft zuzuhören. Warum gestaltet sich das Review trotzdem etwas resignativ im Ton? Nun, eventuell beschleicht mich das Gefühl, und ich werde es beim Schreiben auch nicht los, dass ich nicht weiß, ob in der relativen Irrelevanz von solchen Nischenveröffentlichungen ihre Qualität oder ihr trauriges Schicksal liegt. Der Gedanke an die Hartnäckigkeit von um die Welt gondelnden Musiker*innen, die in den entlegensten Regionen auf dem Kamm blasen und stoisch ihre Musik veröffentlichen, stimmt mich mitunter melancholisch. Andererseits: Millionen wandern über die Erde, suchen ihr Glück und werden es vielleicht nie finden. Manche von ihnen machen Musik und werden dafür bezahlt. Haben sie Glück gehabt. Genug der defätistischen Kulturkritik! Dwarfs of East Agouza, »Tropic of Taurus: Dwarfs of East Agouza in Shenzhen«, Tipp!
Dwarfs of East Agouza
»Tropic of Taurus: Dwarfs of East Agouza in Shenzhen«
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