Hitzeglocke seit Tagen. Nach einem Gewitterregen ist es wie tropisch. Im Festsaal des Bayerischen Hof meine ich bei diesen Temperaturen in der Menschenansammlung nicht atmen zu können. Dr. John spielt »Baby Let The Good Times Roll« und beendet damit den ersten Teil des Konzerts. Zu nahe an dem, was man Klischee des Sounds nennen könnte, den man von ihm will, möchte ich urteilen und gehen. Ich bin aber nach der Pause doch wieder dabei. Louisiana und kreolische Einflüsse in der Musik hatten mich einmal geradezu magisch angezogen und ich kann mich auch jetzt nicht fernhalten. Der mittlerweile 70-jährige Dr. John, auch Malcolm (Mac) John Rebennack, mit Hut und schwarz bebrillt und gut gelaunt tut sein Bestes, am Piano dem Konzert Klasse zu verleihen. Und schafft das dann noch. Mit seiner ganz speziellen Mixtur aus Swamp-R’n’B, Voodoo-Funk, Louisiana-Soul und Mardi Gras. Einstmals beeinflusst von Professor Longhair und als der Südstaaten-Magier auf dem New-Orleans-Piano, der er sein soll. Eine Spur zu glatt scheint mir der Groove aber zu sein.
Dr. John & the Lower 911 bestehen neben Dr. John aus John Fohl an Gitarre, David Barard am Bass und Herman »Roscoe« Ernest III am Schlagzeug. Versierte Musiker. Guter Sound. Aber alles dann doch nicht wirklich für die Seele. Die gerade Klänge mit New Orleans in Beziehung einmal eigentlich erreichten. Ich kann Dr. John & The Lower 911 nicht ganz widerstehen und bin nicht ganz überzeugt.
Seine neuesten Songs hat Dr. John auch auf der CD »Tribal« (Proper/Rough Trade) veröffentlicht.