Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd, nur Spaß. Ob Seargant Salsten und Sadomancer in Norwegen auch Landwirtschaft betreiben, weiß ich nicht, aber mit Ziegen kennen sie sich aus. Vom Wappentier aller satanischen Spießgesellen seit Venom und Bathory haben sie sich für den Schriftzug ihrer Band Deathhammer zwar nur die Hörner geliehen, aber auch das trübste Auge sieht sofort: Aha, Blackened Thrash! So nennt sich das Genre, in dem Stilelemente des Speed, Thrash, Black und klassischen Heavy Metal in unterschiedlichen Zusammensetzungen miteinander kombiniert werden. Wichtige Zutaten: sich überschlagende Instrumentierung, die an Hellhammer, frühe Kreator, Sadistik Exekution und die bereits genannten Venom erinnert, garniert mit frenetischen Vocals, die einerseits und überwiegend räudig keifen, andererseits aber hin und wieder die eine oder andere Höhenlage erreichen, die an Mercyful Fate bzw. King Diamond gemahnt. Thematisch treibt man allerlei Unzucht, huldigt dem Gehörnten und ist sich für keinen blutigen Spaß zu schade, solange er die reine Lehre nicht beschmutzt – sonst ist ganz schnell Schluss mit lustig. Die penible Denkmalpflege im Andenken an das musikalische Erbe der bereits genannten Klassiker betreiben Deathhammer nicht alleine. Eine ganze Reihe von recht populären Underground-Acts wie Midnight, Hellripper oder Mayhemic widmet sich ebenso traditionsbewusst wie stilecht – in Leder, Nieten und Ketten gekleidet – dieser Aufgabe und hilft nebenbei so auch allen Maniacs, die noch am Trennungsschmerz der Nifelheim-Brüder, die sich ja unversöhnlich an die Köppe gekriegt haben sollen, leiden. An der fröhlich-finsteren Fortschreibung der klassischen Erzählung vom satanischen Heavy Metal voller Dämonen, Hexen, Ritualen und sonstigem Zeitvertreib ist gar nichts verkehrt. Originell ist das nicht unbedingt, aber dafür angenehm frei von Quatsch. Quatsch meint hier sämtliche musikalischen und sonstigen Gesten, die sich an ein Publikum anbiedern könnten, das sie gar nicht erreichen wollen, weswegen sie gerne den Bürgerschreck mimen. Um ein legendäres Bild zu bemühen: Sie ziehen das Bier auf dem »Heavy Metal Parking Lot« dem Bier in der Gesellschaft des Bierzelts vor. Diese dauerpubertäre Geisteshaltung des Nicht-dazugehören-Wollens, die instinktive Ablehnung von erwachsenem Verhalten zugunsten derber und alberner Späße wird mir immer sympathisch sein.
Deathhammer
»Crimson Dawn«
Hells Headbangers
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