Ihr spielt noch Winnetou? Die Dead Pioneers aus Denver, Colorado, rüsten sich indessen für den nächsten Sturz der Denkmäler, die von den MAGAs wieder errichtet werden sollen. »No one is illegal on stolen land!« Auf ihrem zweiten Album gibt es wieder die geballte indigene Faust aufs Auge von White Supremacist America. Der wortgewaltige »Bad Indian« Gregg Deal, bildender Künstler, Spoken Word Artist und Aktivist für Indigenenrechte, hat auch wieder reichlich Futter für die so gerne skandalisierten Cultural-Appropriation-Debatten auf Lager: »My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal«. Super Titel, wichtige Message. Wer glaubt, von für authentisch gehaltenem Eso-Quatsch profitieren und sich mit Salbeiräucherung, Traumfängern und der wiederholten Frage, wie denn ihr »richtiger« indigener Name lautet, bei Angehörigen der First Nations anbiedern zu können, sollte das lieber nochmals überdenken. »Go get your own culture«, empfiehlt Gregg mit Nachdruck. Und er hätte Punk als subkulturellen Pool, aus dem nach wie vor alle schöpfen können, anzubieten. »Punk is whatever we made it to be«, sagte einst D. Boon von den Minutemen. Die Dead Pioneers selbst sind bestens im alten US-Hardcore-Punk verwurzelt. Auf ihrem Debüt coverten sie u. a. »The Punchline« von den Minutemen. Das ist der Song, in dem diese in 40 Sekunden den »Heldentod« von General George A. Custer in der für die Sioux, Arapaho und Cheyenne siegreichen Schlacht am Little Bighorn verspotten. Auf dem neuen Album erweist »Mythical Cowboy« textlich MDCs »John Wayne Was A Nazi« die Reverenz (Dave Dictor und Anhang touren zurzeit auch wieder mal durch Europa); und verschont auch Kevin Costners romantisierenden Siedler-Kitsch nicht. Für queer-feministische Solidarität gibt’s in »Love Language« die Stimme von Ren Aldridge von den Petrol Girls zu hören. »Caucasity« wiederum klingt nach aktualisierten Dead Kennedys mit Idles-Touch. Jello Biafra selbst ist übrigens begeistert von den Dead Pioneers und veröffentlichte Anfang des Jahres ihre »Bad Indian«-Single. Dass sie auch live überzeugen, konnten sie dieser Tage als Opener für Propagandhi u. a. im Rahmen der Reconstruction-Tour unter Beweis stellen. Ihre halbe Stunde zählte zum Besten, was der Maiabend in der Wiener Open Air Arena zu bieten hatte.
Dead Pioneers
»Po$t American«
Hassle Records
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