Darren Cross ist ein australischer Musiker, der in der Mitte der Neunziger mit einer zunächst krachigen und später dann elektronisch orientierten Indie-Band namens Gerling nicht nur Down Under erfolgreich war. Die Band kam international herum, nahm eine Single mit Kylie Minogue auf und war mehrfach für die ARIA Awards (die australischen Grammys) nominiert. Ich schreibe das hier einleitend hin, um anzudeuten, dass »Wizrad« nicht nur ein Fingerstyle-Guitar-Album ist, sondern auch ein paar Experimente bereithält. Darren Cross ist ein Musiker mit vielen Interessen und Talenten und das scheint auf seinem neuen Album durch. Umständliche Einleitung. Aber ich will von vornherein deutlich machen: Der Australier geht im Genre instrumentaler Gitarrenmusik seinen eigenen Weg. Der mag hier und da etwas schrullig anmuten, aber das schadet nicht, im Gegenteil. So beginnt das Album etwa mit einem kleinen Dialog zwischen dem Musiker, der an der frischen Luft Gitarre übt, und einer Nachbarin, die der Freiluftprobe per Zufall beiwohnt und sich wohlwollend äußert, was er erfreut zur Kenntnis nimmt. Damit beginnt die Platte, so als würde Cross gleich zu Beginn (und fast entschuldigend) sagen wollen: Ja, es mag überraschend oder ungewöhnlich erscheinen, aber ich spiele hier akustische Gitarre und im Grunde war’s das. Denn auch wenn Darren Cross mit »Wizrad« bereits sein viertes Fingerstyle-Guitar-Album veröffentlicht hat – er sitzt auf einer Insel damit. Einer nicht ganz vorteilhaft gelegenen Insel, die noch dazu ein Kontinent ist. Er sitzt in Sydney an der frischen Luft, aber nicht in Takoma Park, nicht im gelobten Land des American Primitive. Kein Grund zur Klage, aber leichter wird es dadurch auch nicht, »Wizrad« der Welt näherzubringen. Denn das klassische Zielpublikum für diese Musik sitzt in Nordamerika (und auch in Europa, wo Darren Cross 2022 auf Tour war), »Wizrad« hat er aber auf seinem eigenen Label in Australien veröffentlicht und inklusive Portokosten fallen dann wenigstens 40 Euro an, wenn man eine der limitierten Scheiben haben möchte … Ja, die Zeiten haben sich leider ziemlich geändert, seit den Neunzigern. Egal, nicht jammern. Die Musik ist digital zugänglich und daher auch hier das Review, denn, um mal zur Sache zu kommen, die Platte ist sehr schön geworden. Abgesehen vom relativen Exoten-Status des Australiers, die Musik findet mühelos ihren Platz in der Nische, die von John Fahey zusammengezimmert wurde und seither behutsam aus- und umgebaut wird. Wer mit Alben zeitgenössischer Musiker*innen wie Daniel Bachman, Gwenifer Raymond, Liam Grant oder dem Werk des leider früh verstorbenen Jack Rose vertraut ist, sollte hier ein Ohr riskieren. Darren Cross leistet sich zwischendurch ein paar kurzweilige Experimente (»madcap ambient«, wie er es selbst im Untertitel zur Platte nennt), spielt aber in der Hauptsache inspiriert und instrumental akustische Gitarre und das dürfen neben Nachbarinnen, Koalas und Kängurus gerne alle mitbekommen, die sich jenseits der australischen Grenze für dieses Nischen-Genre interessieren.
D.C. Cross
»Wizrad«
No Drums Records
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