»Deadly Outlaw«

outlines bewegt sich entlang der Grenzen elektronischer Musik. Angefangen hatte das polnische Label mit Footwork, einem schwer tanzbaren Genre, das sich aus dem schwitzigen Ghetto House der Neunziger entwickelte, gemixt mit den tieffrequenten Sounds des Drum’n’Bass. Einer der ersten Releases auf outlines kam aus den Händen von CRZKNY, einem japanischen Musiker, der dem Genre neue Facetten hinzufügte und in experimentelle Gefilde weitertrieb. Das war 2017. Acht Jahre später ist CRZKNY mit dem Album »Deadly Outlaw« zurück und bleibt den 160 BPM treu, legt aber vielfältige Layer drüber. Die komplexen Rhythmen sind nun in geisterhafte Klangräume versetzt. Knackende Sounds, Artefakte schieben sich in den Mix, verzerren und verrücken. Im Track »TR-04« hört man sogar eine Gitarre oder etwas ähnlich Analoges, lose und verhallt, ein Überbleibsel. Ab dann wird das Album noch sphärischer, die Texturen treten in den Vordergrund, statisches Rauschen und etwas Melancholie. »Deadly Outlaw« entwirft Landschaften: verlassene Fabrikgelände, einzelne Straßenlaternen an der industriellen Peripherie, nasskalte Luft. Eine passende Umgebung für den titelgebenden Outlaw. Musikalisch naheliegend ist der Vergleich mit der britischen Dubstep-Ikone Burial und seiner Aneignung elektronischer Tanzmusik. Mark Fisher nannte das einmal hauntologisch. Und ja: Auch bei CRZKNY bleiben die Geister wach, treiben sich durch die unaufhörlich groovende Elektronik und machen die treibenden Loops – ironischerweise? – erst richtig lebendig. Schöner kann man sich die Arbeit in den Techno- und Footwork-Archiven nicht vorstellen.