Two Moons

»Cognitive Dissonance«

Atmosphere Records

»Cognitive Dissonance« ist das dritte Album der 2009 gegründeten italienischen Band Two Moons. Gesungen wird in Englisch, gespielt wird atmosphärischer Dark Wave, Titel und Coverdesign stammen vom italienischen Künstler Pier Paolo Calzolari und auf konzeptueller Ebene wird auch noch etwas geboten: Die Texte sind für Two Moons kein bloßes Beiwerk, sondern soweit eigenständig und wichtig, dass sie parallel zu den Albenveröffentlichungen ihren Weg in den Buchhandel finden. Das zweisprachige Textbuch (englisch/italienisch) zu »Cognitive Dissonance« wurde 2017 veröffentlicht, die gesammelten Lyrics aller bisherigen Alben sind für Februar 2018 unter dem Titel »The frequency is my art« zur Veröffentlichung geplant, diesmal mit liebevollen Kommentaren von Gregor Samsa (nicht der von Kafka, sondern hier der Sänger der ebenfalls aus Bologna stammenden Band The Black Veils). Es geht um Themen, die jedes Post-Punk-Album auf eine höhere Ebene heben: das vereinzelte Individuum, der Freiheit beraubt, die eigene Existenz bedroht und generell keine gute Aussicht – no future! Dabei macht die vorhin erwähnte Veröffentlichung der Texte Sinn: Sie haben allesamt poetischen Wert.

Das neue Album ist roher als seine Vorgänger, getriebener … irgendwo zwischen Dark Wave, Industrial und schönen, atmosphärischen Shoegazing-Passagen. Bereits der Opener »Numbers« gibt die entsprechend bedrückende Stimmung des Albums vor. Langsamer Beat, hypnotische Vocals, auch hier schon: Scheitern an den Anforderungen des modernen Lebens. Getragener und von hypnotischen Keyboards begleitet geht es weiter um die Stille. Eine von lang gezogenen Shoegazing-Gitarren überlagerte Bassline führt uns »Across the Universe«. Härter und mehr in Richtung Industrial geht es dann thematisch passend weiter mit »Destruction«. Nach einem kurzen, verträumten Intermezzo mit »Strange Days« hämmern wir uns konsequent in den Kopf, dass das alles nicht unser Fehler ist: »Can you feel me / love is not for you / you are nowhere / it’s not my fault«. »It’s not my fault« ist der stärkste Track auf dem Album und allein die fette Bassline verlässt den Gehörgang wohl nicht mehr so schnell. »I live in lies«, »The Monsters« und »The Rebirth« runden das Album ab und beenden es fast schon in Dream-Pop-Manier … trotz überbordender Traurigkeit lassen Two Moons die Hörer_innen nicht hoffnungslos und betrübt zurück. Eine wirklich schöne Platte!

Ach ja, und bei all der Fülle, die diese Band zu bieten hat, seht euch ihre Videos auf YouTube an! Allein für das aktuelle Album wurden zu mehr als der Hälfte der Songs Videos produziert, die sich wunderbar in das ästhetische Bild einfügen.

Präsentieren wird sich die Band Two Moons in ihrem vollen Spektrum in Wien zum ersten Mal am 19. Jänner 2018 im B72, gehostet von Bloodbeat.

Home / Rezensionen

Text
Jan Bruckschwaiger

Veröffentlichung
10.01.2018

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