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Buck Curran

»Far Driven Sun«

Echodelick Records/Obsolete Recordings

Buck Curran lebt in den norditalienischen Bergen, seit er seine US-amerikanische Heimat nach dem Ende von Arborea, dem musikalischen Duo vor seiner Karriere als Solist, verlassen hat. Und in Anlehnung an die entsprechende Redewendung kann man sagen: Du kannst den Cowboy aus der Prärie rausholen, aber nicht die Prärie aus dem Cowboy. Die sparsam und sorgfältig instrumentierten Kompositionen öffnen den Horizont und geben den Blick frei auf ein weites Land – und bieten so, während des Innehaltens, auch Gelegenheit zur Begehung innerer Landschaften. Hier wie da und soweit das Auge reicht: Nichts. Leere. Der gelassene Blick auf die Welt sowie die konzentrierte Introspektion offenbaren die Gleichgültigkeit und Vergänglichkeit allen Daseins. »Ueber allen Gipfeln / Ist Ruh’, / In allen Wipfeln / Spürest Du / Kaum einen Hauch; / Die Vögelein schweigen im Walde. / Warte nur! Balde / Ruhest du auch.« In der Erfahrung der relativen Entsprechung von innerer und äußerer Natur findet (nicht nur Buck Currans) Americana ein thematisches Vorbild in der Weimarer Klassik – so weit die Jahrhunderte und Kontinente auch auseinanderliegen mögen, es beherbergt sie doch derselbe Kosmos. Egal ob in Thüringen oder irgendwo im amerikanischen Nirgendwo: Die menschlich universelle Erfahrung von Endlichkeit und Unendlichkeit vereint und die Musik erzählt davon. Es schadet nicht, sich solche im Grunde recht einfachen und grundlegenden Perspektiven in der Auseinandersetzung um die mögliche Bedeutung und Funktion von Kultur für den gesellschaftlichen Zusammenhang und -halt zu vergegenwärtigen, nicht zuletzt, um den hier wie da herrschenden und moralisch verwahrlosten politischen Kräften, die, im Zuge nationalistischer und anderer kurzsichtiger Interessen, die gesellschaftliche Entsolidarisierung und gegenseitige Scharfmacherei vorantreiben, zunächst und zumindest einmal gedanklich etwas entgegenzusetzen. Buck Currans instrumentale Kompositionen werden weder Merz noch Trump aus dem Amt heben und auch Italiens rechtspopulistische und nationalkonservative Regierung wird weiterhin wenig veranlassen, was nicht ihrem Machterhalt und den Interessen ihrer Claquere dient – aber: Wenn Kultur, hier die vermeintlich harmlose Musik eines amerikanischen Gitarristen, irgendetwas bedeuten soll oder gar anregen kann, so vielleicht die Erinnerung an die jeweils Nächsten (und Fernen) und die Ermutigung dazu, sich ihnen gegenüber nicht wie ein Arschloch zu verhalten. Ein idealistischer Gedanke, sicher – aber Resignieren ist auch nicht drin. 

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