© Chris Hessle
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Betreten erwünscht

Das Fluc baut sich um: Was aussieht wie der Versuch einer Neuerfindung, ist vielmehr eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Im Jahr 2001 öffnete das Fluc als Projektraum der Gruppe dy’na:mo in einem leerstehenden Geschäftslokal am Wiener Praterstern erstmals seine Türen. Spätestens ab 2004, als die Fluc-Mensa für neun Monate bespielt wurde, hatte sich das Projekt als Veranstaltungsort für Clubs und Konzerte auch international etabliert. Wie die Kuratorin Ursula Maria Probst im Gespräch erläutert, war dies auch einem ökonomischen Druck geschuldet, denn lange Zeit war die finanzielle Unterstützung des ab 2005 errichteten Neubaus an den Zugängen einer ehemaligen Unterführung durch die öffentliche Hand überschaubar. Während Kunst daher für viele Jahre oft nur als No-Budget-Projekt mitlief, sind die (meisten) Kredite mittlerweile abbezahlt. Aber auch die Neuausrichtung als ein von der Stadt Wien gefördertes kulturelles Ankerzentrum im zweiten Bezirk eröffnet neue Möglichkeiten.

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Um der neuen Ausrichtung des Fluc Rechnung zu tragen, hat man sich in den letzten Jahren eingehend mit der Frage auseinandergesetzt, wie eine möglichst breite Anzahl verschiedenster Communities in den laufenden Betrieb eingebunden werden kann. Hatte man einige Zeit lang den Eindruck, der Ort würde brach liegen, so ist mit dem Frühling eine gewisse Geschäftigkeit zurückgekehrt. Als sichtbares Zeichen dafür findet sich ein weißer Container im Asphaltgarten vor dem Fluc, in dem sich FLUT (Fluc Transmitter) eingenistet hat – eine Kooperation mit Callshop Radio. Das Radioprojekt wurde 2017 von Kaspar van de Water in Düsseldorf gegründet und wird derzeit von einem Kernteam von 5–6 Personen in Düsseldorf, Leipzig und Wien betrieben. Seit jeher verstand man sich als Schnittstelle zwischen Musik und Kunst, nun fungiert der Transmitter auch als Verlängerung der Inhalte aus dem Fluc in den Außenraum. Aktuell wird am Mittwoch und Donnerstag ab 17:00 Uhr live gestreamt, der Gartenbetrieb mit Baustellenambiente dient als Schnittstelle zwischen Radiomacher*innen, Soundcheck und Passant*innen. Während derzeit noch Musik im Mittelpunkt steht, sollen in den kommenden Monaten auch experimentell-künstlerische Formate mehr Radiozeit erhalten.

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Community Building

Ganz im Sinne der Idee eines kulturellen Ankerzentrums finden im Fluc auch Communities eine Nische, die ihnen die am Ende doch sehr kommerziell geprägte Struktur der Stadt oft verwehrt. Ein Beispiel dafür ist die von Seba Kayan, Luna Al-Mousli und Holger Hörtnagl kuratierte Veranstaltungsserie »Orient-ation«, die Musikkultur aus Sicht von People of Colour und mit internationaler Geschichte präsentiert und dabei die hegemonialen Strukturen der Wiener Szene kritisch hinterfragt (nächste Termine am 9. September sowie 26./27. Oktober 2023). Im Bereich der Kunst dreht sich im Fluc alles um kollektive Ansätze, wobei man auch vor klaren politischen Ansagen nicht zurückschreckt. So thematisiert die derzeit laufende, von Enar de Dios Rodríguez und Marlies Pöschl (Golden Pixel Cooperative) initiierte Ausstellung »Plants as a site of knowledge« (bis 3. Juni 2023) die problematischen Aspekte der Renaturierung des »Dschungels von Calais«. Am 20. Juni eröffnet dann »A Dreamscape Sleepover – exploring communal rest and deliberating laziness as power« von Francesca Romana Audretsch und Lotti Brockmann, am 1. August versammeln Sabine Bitter, Helmut Weber und Jeff Derksen »Urban Subjects«, bevor schließlich ab 12. September mit Nastia Khlestova (Office Ukraine) und Iris Kasper (Rotor) ein Graz-Schwerpunkt unter dem Titel »Making the Connections« anläuft. 

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Da man im Fluc gerne aus der Not eine Tugend macht, sind bei vielen dieser Projekte großflächige Plakataktionen ein bewährtes Mittel der Wahl, um das Fluc und seine Inhalte nach außen hin sichtbar zu machen. Während dabei die Reihe »Kubatur des Kabinetts«, die von Ursula Maria Probst kuratierte Schiene darstellt, basieren die »Common Rooms« auf verschiedenen, im Zuge eines Open Calls eingereichten Projekten. Das Fluc wird dann zum FLUCC, neben dem bereits erwähnten »Orient-ation« finden sich dabei Projekte von Metalab und Stoffwechsel*Reparatur*Club bis hin zu Workshops zu Themen wie Radio (20. Juni), DJing (27. Juni) und Filz (30. Juni). Bisweilen verlässt man dabei auch die Baustelle, etwa im Rahmen des von Irene Lucas und Christoph Euler initiierten »Expanded Garden_Leopoldstadt«, einer Workshopreihe für Jugendliche zum Thema neue urbane Ökologien. 

Der Umbau des Fluc bleibt ein bewusst in der Schwebe gehaltener Zustand, ganz im Sinne einer »Kunstbaustelle«. Dabei ist die Vielfalt an Programmpunkten und -schienen zwar bisweilen schwer zu durchschauen und keinesfalls so ansehnlich wie die gewohnt glattpolierte Hoch- und Eventkultur, bietet dafür aber zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Mitmachen. Daneben bleibt der Club- und Konzertbetrieb in bewährter Form bestehen. 

Links: http://fluc.at 

https://callshopradio.com 

Home / Musik / Artikel

Text
Chris Hessle

Veröffentlichung
31.05.2023

Schlagwörter



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