Mit »21 Gramm« veröffentlichte Rapper Apache 207 am 29. August 2025 sein viertes Studioalbum – offenbar sein bis bisher ehrlichstes Werk, das tiefe Einblicke in das Seelenleben des Künstlers gewährt. Der Ludwigshafener Senkrechtstarter, der vorab keine Interviews gibt, lässt wie gewohnt seine Musik für sich sprechen. In insgesamt 15 Songs wirkt Apache 207 verletzlich, offen und untermalt das mit poppigen und tanzbaren Beats. Das Album ist durchwegs radio- und clubtauglich und trägt die Handschrift des Erfolgsproduzenten Jumpa. Bereits der erste Song des Albums, »8 Uhr«, macht deutlich, wohin die musikalische Reise geht: Apache rappt über ein Leben auf der Überholspur, in dem er selbst kaum hinterherkommt. Der Song »Bis tief in die Nacht« kommt musikalisch im 1980er-Jahre-Gewand daher, was sich nicht nur im Sound, sondern auch in der aktuellen Ästhetik des Rappers widerspiegelt. Er greift die Attitüde dieses Jahrzehnts auf und beweist mit seiner kraftvollen und markanten Stimme wieder einmal sein künstlerisches Können. Im Song »Morgen« wird sein innerer Zwiespalt deutlich: der Spagat zwischen Ruhm, Luxusleben und der Sehnsucht nach der Normalität der Vergangenheit. Es scheint, als hätte er seinen rasanten Erfolg noch nicht völlig verarbeitet. Gerade in der HipHop-Szene geht es oft um Statussymbole, Posing und materiellen Erfolg. Doch im Song »Die Welt« zeigt sich Apache 207 sensibler. Der zwei Meter große Volkan Yaman wirkt verletzlich und gewährt tiefe Einblicke in das nicht immer einfache Leben als öffentliche Person. Die Textzeile »Sitz mit Skimaske beim Dinner, damit niemand mich erkennt / Fühl mich nirgendwo mehr sicher, nicht einmal auf der Toilette / Denn das ganze Land erkennt mich nur an meiner Silhouette« verdeutlicht, welchen Belastungen er oft ausgesetzt wird. Immer wieder stellt er sich in seinen Songs Fragen über sein eigenes Leben: Holt er sich die Welt oder stirbt er allein in einem Hotelzimmer? Dabei hinterfragt er seinen Lebensstil und thematisiert den Wunsch nach einer Person, die ihm Halt gibt und ihn emotional berührt. Diese Art von Beziehungsleben, die sich für ihn schwer mit seiner Karriere vereinbaren lässt, verarbeitet er im Titel »Engel«. Trotz des großen Erfolgs bleibt eine gewisse Leere spürbar – ein Phänomen, dass viele Künstler*innen kennen, über das aber nur wenige so offen sprechen. In »Wolken« bittet Apache 207 um etwas Echtes und Beständiges. Der 1980er-Jahre-Sound zieht sich konsequent durch das ganze Album. Besonders im Song »Mann muss« wird die gelungene Kombination aus Rap und Synthie-Elementen deutlich hörbar. Hier setzt sich der Rapper mit klassischen Männlichkeitsklischees auseinander und hinterfragt selbstironisch, was früher und heute von Männern verlangt wurde und wird. Die Zeile »Geh nicht zur Therapie, weil es nicht an mir liegt« reflektiert die in der Gesellschaft noch immer weit verbreitete toxische Männlichkeit – Fragen, mit denen sich viele männlich gelesene Personen identifizieren können. Damit trifft Apache 207 eindeutig den Nerv der Zeit. Der letzte Song des Albums, »Ein Lied für dich«, wirkt wie eine Rückschau auf Apaches bisherige Karriere. Er gibt für den Applaus alles auf und lebt vollkommen seinen Traum. »21 Gramm« beweist, dass Apache 207 mehr als nur ein Chartstürmer ist. Eingängige Beats treffen auf persönliche Texte über Ruhm, Einsamkeit und Identität. Das in Kombination mit 1980er-Jahre-Flair und modernen Rap-Einflüssen machen das Album zu einem stimmigen Gesamtwerk mit tieferem Sinn. Live zu sehen ist Apache 207 im Rahmen der Arena Tour am 7. Jänner 2026 in der Wiener Stadthalle.
Apache 207
»21 Gramm«
Feder Music/Four Music
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