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Angel Bat Dawid & Naima Nefertari

»Journey to Nabta Playa«

Spiritmuse Records

Spiritual Jazz 2025, historisch aufgeladen. Bedeutungsschwanger, gar kein Ausdruck. Aufgenommen u. a. in Moki und Don Cherrys schwedischem Zuhause und in ästhetischer Auseinandersetzung mit einer neolithischen ägyptischen Kultstätte, daher der Titel: »Journey to Nabta Playa«. Werden also neben Don Cherry noch wenigstens zwei weitere Säulenheilige herbeizitiert, denn umgehend denken wir an Herman Poole Blount, besser bekannt als Sun Ra, der sich nach einem ägyptischen Sonnengott benannte und mit seinem Arkestra 1971 für Konzerte nach Kairo reiste, sowie an Alice Coltrane und deren Klassiker »Journey to Satchidananda«, an den sich Angel Bat Dawid & Naima Nefertari mit dem Titel ihres Doppelalbums anlehnen. Mir soll’s recht sein, denn da fühle ich mich gleich richtig abgeholt. Ich bin ziemlich anfällig für esoterische Geheimlehren, astrale Klangreisen und anderen halbseidenen, synkretistischen und popkulturell-verquirlten Sums. Ob Blood Incantation mit Erich von Däniken herumspielen oder Jazzmusiker*innen zum Saturn oder wenigstens nach Ägypten reisen, um sich eines wie auch immer gearteten und mehr oder weniger diffusen »Erbes« zu vergewissern – in ihrem fantasievollen Beziehungsreichtum sind solche Exkursionen und die damit einhergehenden Ergebnisse zumeist anregend. »Inside the Great Pyramid« ist viel Platz, und solange das spirituell-experimentelle Denken und Tun nicht in dogmatisch-ideologischen Quatsch kippt, lass’ ich mich gerne mitnehmen. Nun also ein zeitgenössisches Update von Angel Bat Dawid & Naima Nefertari in dieser Hinsicht. Die gehen mit allerlei Instrumente zu Werke, um ihren Klangkosmos zu bereisen: Gong, Moog-Synthesizer, Flöten, Piano, Harfen, Glöckchen, Klarinette, Vibraphon – was man im Zusammenhang mit der Versenkungsarbeit halt so braucht. Klingt, als nähme ich das ambitioniert gerahmte und ebenso umgesetzte Unterfangen nicht ganz ernst. Stimmt nicht. Aber ich wahre eine gewisse Distanz zum ästhetischen Ausdruck und den darin angepeilten Dimensionen, denn aufgeklärt wie ich mich wähne, kriege ich das dritte Auge nicht auf, bzw. mein Hirn zwischen den beiden Ohren kann doch nicht anders, als mitzudenken. Das mache ich aber den Musikerinnen und ihrem spirituellen Streben nicht zum Vorwurf bzw. mögen mir die Quellen der Inspiration für »Journey to Nabta Playa« unzugänglich bleiben, das liegt in der Natur der Sache. Denn wie soll ich beurteilen, was sich qua Definition der rationalen Einordnung entzieht? »Transzendenz« ist das Stichwort, »Feel it, don’t fight it« die Devise, und so wird mir während des Hörens doch eine gewisse Erfüllung zuteil und ich erfahre im ästhetischen Genuss mein Aufgehoben-Sein in der Schöpfung. Allerdings: Die klappernd-stolpernden Drum-Beats auf »Black Stones of Sirius« reißen mich ganz schön raus aus der Meditation und verhageln mir den ansonsten angenehmen akustischen Gesamteindruck des Albums momentweise. Wie dem auch sei, zurück von den Ringen des Saturns, aus afrikanischen Wüsten und von anderen geheimnisumwitterten Orten gehe ich dann – beseelt, gestärkt! – wieder meiner profanen irdischen Existenz nach. 

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