Yeah-heh-hey, auf die österreichische Regierung ist Verlass. Sie macht genau das, was wir uns von ihr erwartet haben, und streicht sämtliche Fördergelder für gesellschaftlich progressive Projekte zusammen. Alles, was mit Frauen oder gar Feminismus zu tun hat, ist auf Platz eins der Abschussliste. So bekommen die lieben Kolleginnen von den an.schlägen jetzt keine Heller mehr und das ist ja auch irgendwie logisch: Ein Magazin, das Bilder von Vaginalskulpturen auf dem Cover veröffentlicht, das geht gar nicht! Und wir hören, wie ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung Applaus klatscht – mit den Hoden. Austria 2018 is kinda shitty. Aber die Leute wollten es ja so.
Schwänze im Keller
Das Pornografische und das Schmutzige hat in Felix Austria und in der ganzen abgrundtief verdorbenen Welt des Katholizismus seinen festen Platz: im Keller. Bekanntlich liegen in den Archiven des Vatikans tausende steife Schwänze. Kunstvoll in Marmor gemeißelt. Keine Urban Legend, sondern historisch leicht zu erklären, denn die Stadt Rom hatte einen ausgeprägten Phalluskult und die Dinger standen einst an jeder Ecke herum. Als die Christianisierung der ewigen Stadt vollzogen wurde, sammelte man die Pimmel ein, aber verbrannte sie nicht etwa, um Kalk zu gewinnen (was mit Statuen römischer Göttinnen sehr wohl geschah), sondern bewahrte sie auf – warum auch nicht? Und so erfreut mann sich heute noch an den Prachtstücken, bei den regelmäßigen Kellerbesuchen, wenn es einem eng unter der Soutane wird. Recht so. Übrigens, der zu Tode gefolterte, nackte Schmerzensmann am Holzwinkel wurde in Rom erst viel später aufgestellt. Was heute als bayrische Identität und wichtiger Wert gilt (»Volle Schmerzen voraus!«), galt im frühen christlichen Rom noch als Frevel.
skug frevelt gerne mit, aber nicht unbedingt im Keller, sondern lieber unter freiem Himmel – im Sommer zumal. Auf die dümmliche Identitätspredigt, sei es hinsichtlich Kultur, Nation, Geschlecht oder was auch immer, die stets die Verfestigung und letztlich Petrifizierung sucht, reagieren wir gerne mit Auflockerung und Verflüssigung. Wir hätten kaum eine bessere Agentin für dieses Vorhaben finden können als Zosia Hołubowska. Mit ihrem Soloprojekt Mala Herba ist die in Polen geborene und derzeit in Wien lebende Sound-Künstlerin und Queer-Music-Aktivistin in der Lage, die Sounds so zum Ineinanderströmen zu bringen, dass uns allen die Schminke die Wangen hinunterläuft. In ihren elektronischen Klängen ist auch irgendwie »Tradition« drin, vielleicht sogar mythisch dunkle Impulse aus den ewig unerforschten Abgründen des angeblich geschichtslosen Ostens Europas. Wir brauchen nicht erst bei Marcel Cellier nachkramen, hier wird unmittelbar geliefert, und zwar mit Starkstrom. Und wie frei, wie schwebend und vielfältig kombinier- und verführbar das alles klingt! Wir hören den Sex nicht nur im Keller pumpern, sondern auch im Oberstübchen. Während wir noch in den noisigen Kaskaden fragen, ob es überhaupt jemals genügend Queer in der Welt geben kann, haben uns die Synthi-Beats schon auf die Tanzfläche geschleppt.
All-female* Line-up
Dass Musik, zumal elektronische, immer noch von Männern dominiert wird, ist natürlich ein bisschen deppert. Völlig unnötige Rückständigkeit. In diesem Jahr feiert das Netzwerk female:pressure sein 20-jähriges Bestehen. Die von der Wiener DJ und Produzentin Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo gegründete Plattform leistet seit 1998 Pionierinnen*-Arbeit und wird deswegen in einer gemeinsamen Artikelserie von MALMOE und skug angemessen gewürdigt. Abgedruckt ist die Sache bereits nachlesbar in der aktuellen MALMOE 83 und auf skug starten wir demnächst unsere kleine Reihe mit vielen Artikeln und Interviews. Watch out! Da wir bei skug in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und Sichtbarmachung von Frauen* in der Musikwelt ja bekanntlich nicht auf den Kopf gefallen sind, wird der nächste Salon außerdem ein all-female* Line-up haben, mit Redakteurinnen*, Autorinnen* und anderen Mitstreiterinnen* an den Turntables. Das wird eine feine Party und ein bisschen auch ein Statement, dass wir uns bei dem ganzen Mist, der uns da von den türkis-blauen »Herren« verordnet werden soll, mit seinem kaputten Rollenverständnis und angeblich »traditionellen Aufgaben«, sicherlich nicht werden einplanen lassen. See ya!