Nach zwei hochgefeierten Craft-Releases »Psychology Of The Soul« und »Action Extensions« (mit Demon Flowers/Men @ Arms-Remixen des »Electro Juice, Vol. 2«-Hits »Action«) gibt es vom Wiener DJ und Producer Alex Is My Bro gleich zwei Neuigkeiten zu berichten. Da wäre einmal das neugegründete Label Shade Recordings, das so heißt, weil es selbst heute noch junge Menschen gibt, die Jim Morrisons Gedichtband »American Prayer« lesen, dabei über das Wort »Shade« stolpern und es dann einfach »Klick« macht. Zum anderen gibt es mit dem Label-Debut »Inside The Proton« nicht nur den technoidesten Alex Is My (Funk-)Bro ever (inklusive geschraubtem Korkenzieherwurmloch-Techno-Bass), sondern auch einen weiteren Brückenschlag zwischen Wien und Detroit. Steuert doch den nochmals heftigst die Stromdosen leckenden Remix niemand Geringerer als Detroits Techno-Legende DJ Godfather bei. Wobei zuerst jedoch einmal gewisse US-Vorbehalte gegenüber europäischen Versuchen in Sachen »Funk« aus dem Weg geräumt werden mussten. Was dann im Rahmen einer Elektroploitation-Nacht im Wiener »Flex« passierte und worüber Alex Is My Bro eigentlich sehr verwundert war. »Ich spielte ihm einfach die Nummer vor und er ist total ausgeflippt. Der Basslauf war das entscheidende Kriterium. Zwei Wochen später hatte ich den Remix davon in Händen.«
Modern Funk
Trotz einschlägiger Props aus der globalen Electro-Gemeinde, lässt sich Alex Is My Bro jedoch nicht auf dieses Genre festnageln. Klar, Electro sei eine Inspirationsquelle, aber eigentlich geht es doch um »moderne Funkmusik«. Die sollte ja auch durch Shade Records unters Volk und auf den Dancefloor gebracht werden. Und wenn George Clinton 1990 erklärte »Hip Hop saved The Funk« und Rickey Vincent seine Funk-Bibel »Funk« 1996 mit den Worten»Now it’s time for The Funk to save HipHop« beschliesst, dann hat Alex Is My Bro die Zeichen der Zeit auf alle Fälle erkannt. Ohne jetzt natürlich rein auf HipHop zu machen. Dazu sind auch die Einflüsse und Faves (neben Funk Ragga/Reggae, Acid-House, Acid-Jazz und R`n’B) zu groß. Hauptsache der BASS lässt die Subwoofer bis zur äußersten Belastungsgrenze erbeben und der Groove entsteht in jenen geheimen Zonen, die »Pausen« heißen. Daher auch die Vorliebe für schnelleren HipHop wie er hauptsächlich zwischen Miami, Detroit und Atlanta produziert wird. Ob das nun Techno-Bass, Electro oder Hip-House genannt wird, ist letztlich egal. Nicht nur weil das alles »in Wirklichkeit noch vielmehr bedeutet«, so Alex. Diese »Vielmehr« lässt sich auch in den Tracks von Alex Is My Bro aufspüren. Wobei hier Turntablism und Scratchadelica sowie technoide Breakbeats eine nicht unwesentliche Brücke zwischen HipHop und Techno schlagen. Funk also nicht wieder als »real & uncut« zwecks authentizitätsheischender Strassen-Credibility auf selbige zurückgeschickt werden soll. Kein Wunder daher auch, dass die üblichen Space-Funk-Verdächtigen Parliament/Funkadelic sofort als schwere Prägungen fallen. Was das Zustandekommen eines Hits wie »Action« mit seinem 70s-Crime-Flavour-Touch aber auch nicht ganz erklärt. Vielleicht liegt das alles einfach nur daran, dass »moderne Funkmusik« bei Alex is My Bro in der Art auf Old Skool Electro verweist, dass es sich hierbei um einen Style gehandelt hat, der sich wild plündernd und ohne der Notwenigkeit von Referenzsamples durchs private Plattenarchiv geschlagen hat. Sprich, Wahnsinn mit irrsinnigen Methoden und auffrisierten Polyrhythmaschinen to make ya booty move.