Das Mojo nannte ihn einmal »French pop’s best-kept secret«, erkannte in ihm ob seiner Wandlungsfähigkeit einen Vorläufer David Bowies und erklärte sein 71er Album »Polnareff’s« gar zum großartigsten französischen Pop-Album aller Zeiten … Zumindest was die ersten beiden Punkte anlangt, bietet vorliegende Doppel-CD gute Gelegenheit zur Überprüfung des Hypes, ist sie mit 41 Tracks doch reichlich bestückt – zudem sind alle Texte im Booklet abgedruckt. Von besagtem Opus Magnum ist allerdings nur ein Song vertreten. Dafür gibt’s aber knapp die Hälfte seines 68er Albums »Le Bal des Laze«, welches »Polnareff’s« nur in der Gesamtspielzeit unterlegen ist: »Le Roi des Fourmis« z.B. ist ein ausgelassener Fetzer, in dem der Meister alle Register seiner Arrangier-Kunst zieht. Zum musikalischen Talent gesellt sich in der Person Polnareff ja auch ein ganz ordentlicher Riss in der Marille, was sich in der Vergangenheit nicht nur in bizarren Bühnen-Outfits äußerte (und der Marotte, sich hinter riesigen Sonnenbrillen zu verschanzen), sondern vor allem in einer sehr bestimmten Exaltiertheit in Bezug auf die Aufbereitung der Songs. Fazit: Wer seinen Gainsbourg schon aufgeraucht hat, sollte sich also unbedingt mal diesen sympathischen Michel in die Exzentriker-Pfeife stopfen!
Michel Polnareff
»Passé Présent«
Barclay/Universal
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