Wadas Musik scheint geprägt von Momentaufnahmen, akribischer Notation und akustischer Transformation. Alles unter der Prämisse von Neugierde und losen Formalismen. Ist dies eine neue Weise musikalischer Landvermessung? Wahrscheinlich nicht. Und vermutlich tut man diesem japanischen Whizzkid, der unlängst auf Onitor, einem jungen Stuttgarter Label mit dem Warentest Gütesiegel »Sehr Gut«, sein Debütalbum veröffentlicht hat, unrecht, wenn man ihm einen solchen Wissenschaftsanspruch aufdrängt, klingt seine wirklich außergewöhnlich gelungene Form von Pop Ambient doch passagenweise äußerst verspielt und gelöst. Und doch wirken eingangs angestellte Vermutungen nicht ganz verkehrt, bedenkt man Wadas biografischen Background, der sich nicht in heruntergekommen Proberäumen abgespielt hat, sondern schon sehr früh durch akademische Ausbildung in Sachen Jazz-Gitarre, Bossanova und Musiktheorie geprägt war. Dies und seine Globetrotternatur prägen »Meguro« sowohl musikalisch, als auch tracktitelwise. Lehnt sich der Opener „3 am cityscape« noch an Kompakt’sche Genrebegriffsprägung, überholt bei »28˚« der Pop den Ambient, wenn über Casiobeats heftig geträllert und gebossanovat wird, während in »Night view« das Jazzpiano (beruhigenderweise völlig unchillig und entloungt) mit Frickelbeats Swing zu tanzen pflegt. Gerade in diesem stilistischen Jongleursakt manifestiert Wadas Kunst des spielerischen Zugangs, der in keiner Sekunde beliebig oder zu bunt wirkt, sondern durchaus sehr vielversprechend in die Zukunft der Schublade Flächenpop weist. Sehr runde Platte, das.
Takashi Wada
»Meguro«
Onitor/Kompakt
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