Elfeinhalb Jahre nach den Revolutionen, die die kommunistischen Regime hinwegfegten, gibt es doch so etwas wie die Wahrnehmung der Nachbarschaft. Wo sich die Politik schwer tut, den EU-Beitritt der Reformstaaten als Erfolg zu verkaufen, so tut sich im Kleinen doch einiges. Ein kurzer, nicht Anspruch auf Vollständigkeit erhebender Abriss von grenzüberschreitenden Initiativen bzw. KünstlerInneneinladungen durch KuratorInnen widerspiegelt die doch gewachsene Bereitschaft, sich mit dem Fremden und doch so Nahen auseinanderzusetzen.
„Ex Eu“/skug: Investition in die Zukunft
Ein kleiner Festival-Rückblick: Dankenswerterweise hat auch der Beirat des BKA Kunst „Ex Eu“, die Festival-Kooperation von skug, Elisabeth Schimana und dem Jazz- und Musicclub Porgy & Bess als innovativ anerkannt. Bezahlt machte sich das zwar für skug nicht (viel nicht abgegoltene Organisationsarbeit), doch sehen wir die dreitägige Präsentation zeitgenössischer Musik aus Osteuropa als Investition in die Zukunft. Das Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ lässt sich leider auch in die Moderne übersetzen. Trotz guter Vorausberichterstattung in den relevanten Medien wagten zu Wenige die Konfrontation mit avancierten Sounds. Nachhaltig sei in Erinnerung gerufen, dass beispielsweise Svejtlana Spajich‘ Gesänge vom Balkan großartig ankamen, wenngleich Fans ihrer Musik das daran anschließende lautstarke, Drones beinhaltende Blank-Disc-Furioso verstörte. Über die musikalisch hervorragenden Resultate werden wir mehr berichten, wenn in einigen Monaten die CD mit Livemitschnitten vom „Ex Eu“-Festival (Porgy & Bess-Label) erscheinen wird.
Festival Limmitationes: Schnittpunkte
Borderless music geographisch wie auch musikalisch. Im Zentrum von Limmitationes: Die Zusammenarbeit der Organisatoren aus Österreich, Maribor, Budapest und Varna. Das Black Sea Festival in der bulgarischen Hafenstadt und die österreichische Botschaft in Sofia ermöglichen zusätzlich das Austauschprojekt Schnittpunkte. Unter der Leitung von Karl Ritter, Otto Lechner und Black-Sea-Festival-Chef, Musiker und Komponist Anatoly Vapirov wird ein zehnköpfiges Ensemble, das mit MusikerInnen aus Ost und West an den Grenzlinien der Stile musiziert, neu erarbeitete Werke präsentieren. Von Schnittpunkte, als Festivalhighlight konzipiert, wird ein CD-Livemitschnitt erscheinen.
Schnittpunkte der Musik – Rudersdorf grenzenlos (Burgenland)
3. August: Terre Di Mezzo (I); Free Duo (USA); Trio Bahur (Slo), Dance Company Slovenia; New Bag/Christy Doran Quartett.
4. August: Iren Lovasz – Voc; EkTal Ensemble. ?? Blacksea-Austria-Quintet.
?? Big-Band-Projekt Schnittpunkte: Anna Hauf -voc, Matthias Jakisic – vi, Georg Graf – sax, Herbert Reisinger – dr, Melissa Coleman – cello, Anatoly Vapirov, Stoyan Yancoulov, Otto Lechner, Karl Ritter , Achim Tang.
www.limmitationes.com; A 8382 Deutsch-Minihof 52, playup@netway.at, Tel. +43 (0) 3325 8481.
Graz meets Metelkova
Der Klub slowenischer StudentInnen in Graz, eine Reaktion auf den Ortstafelsturm in Kärnten (1972), hat die nationenübergreifende Kunstplattform im Jahr 2000 gegründet. Seit Jänner 2001 haben sich 40 KünstlerInnen aus Österreich, Slowenien, Kroation und Ungarn auf der Homepage registriert und präsentieren dort ihre Projekte aus den Bereichen Musik, Literatur, Multimedia, Theater und Bildender Kunst. Anfang Juni wurde in Graz und in Ljubljana/Metelkova ein Festival abgehalten, bei dem es zu oftmaligen Kooperationen zwischen den KünstlerInnen kam. Etwa im Duo Atem, das der Grazer Karl Jenšac (sound) und der Laibacher Boštjan Leskovšec (voice) bildeten. Die Homepage ist dreisprachig und spielt eine zentrale Rolle, da sie zugleich Kommunikations-, Präsentations- und Informationsdrehscheibe ist: www.GmeetsM.com
Café Druzba – Festival der Regionen
„Es erscheint paradox, dass in Zeiten, da das Internet Grenzen in der Kommunikation überwindet, Waren-, Kapital- und Datenströme fließen, die bestehende Grenzen noch mehr militärisch befestigt und dadurch Austausch zwischen den Menschen verhindert wird. Menschenschmuggel ist aus diesem Grund ein bedeutsames Geschäft geworden …“ (Ursula Biemann). Das Festival der Regionen machte es möglich, dass dank offizieller Einladung KünstlerInnen aus der Zweiten Welt mit einigen KollegInnen aus der Ersten Welt zusammentreffen konnten. Erstere stammten aus aus Jugoslawien bzw. Russland und bezogen detto ihr Arbeitsquartier in Tylo???s Garage, dem ausstattungsmäßig Zweitwelt-Charakter aufweisenden Café Druzba in Weitersfelden. So schleuste die Gruppe GoloSolnsa verstörende Karaokemusik ein oder importierte Vera Mokhova exzentrische Kleider. Welche fruchtbaren Ergebnisse dieser Austausch mit KünstlerInnen aus Frankreich und Österreich zeitigte, kann nachgelesen werden: www.backwood.at
X-Change mit Osteuropa – LinzFest 2001
Neben Film (Werkschau von Valerij „Barak“ Ogorodnikov) und Kunst (u. a. Videos im Rahmen einer polnischen Nacht des O.K. Linz, das unter dem Motto „Re:location“ den bereits dritten, wiederum sehr genauen Dialog mit osteuropäischen KünstlerInnen initierte) war vor allem Musik Inhalt des Osteuropaschwerpunkts des LinzFest 2001. Bekannte Kuratoren ermöglichten Ost-West-Begegnungen von hoher Relevanz: Attwenger holten das aus Emir-Kusturica-Filmen bekannte Boban Markovic Orkestar, FM4-„Im Sumpf“-Covorsitzernder Fritz Ostermayer präsentierte die Waxolutionists mit DJ 108 aus St. Petersburg, während die KAPU Something like Elvis (Band à la Fugazi aus Polen) und Tram 11 sowie DJ Phat Phillie (HipHop aus Kroatien) offenbarte. Komponist Peter Androsch lud zu einem „Wilde Magyaren“ betitelten Finale mit Werken von Peter Eötvös, György Ligeti, Zsolt Serei und Laszlo Tihany.
Mediawave – Film- und Musikfestival mit Ursprung in Györ
Eine junge Generation von Independentfilmemachern aus Györ begründete das Mediawave-Festival 1991. Im Frühjahr 2001 breitete es sich über Spielorte in Ungarn hinaus in die Slowakei (Dunaszerdahely, Dunajská Streda) sowie Österreich (Kittsee, Nickelsdorf) aus.
Neben Experimental-, Animations- und Dokumentarfilmen gab es auch eine Menge Musik aus den Bereichen Ethno/Folk/Jazz/Avantgarde aus Osteuropa zu entdecken. So wurden beispielsweise Iva Bittová, Fennesz, Trapist oder Savale Fanfare (siehe „Glatt und verkehrt“-Festival) länderübergreifend präsentiert. Näheres: www.mediawavefestival