Die beiden letztgenannten traten im Rahmen des diesjährigen Akkordeonfestivals in Wien auf: Kepa Junkera sind ein Kollektiv aus spanischen, genauer baskischen Musikern, die sich in ihrer Musik auf die Wurzeln ihrer Region beziehen. Und so wussten Kepa Junkera im völlig ausverkauften Reigen nicht nur die Anwesenden der spanischen Community in Wien mit einer Mischung aus Tradition und Moderne zu begeistern, denn wie so oft beim Akkordeonfestival haben es die Organisatoren geschafft eine Band einzuladen, die – der Tradition verpflichtet – Musik trotzdem als stets zu erneuerndes Kulturgut begreift.
Das gilt für Shirley Anne Hofmann erst recht: Die ohne Begleitband auftretende kanadische Akkordeonisten zog das Publikum im ausverkauften Radiokulturhaus von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Neben dem Akkordeon hatte die mädchenhaft wirkende Hofmann auch noch eine Tuba, Trompete und sogar einen Gartenschlauch im Einsatz! Wie Cathrin Pfeiffer im Vorjahr hatte auch Hofmann einen kleinen Sampler auf der Bühne, der diese One-Women-Show erst möglich machte: Live eingespielte Stücke wurden geloopt und machten aus einer Frau ein mehrstimmiges Orchester, zu dem Hofmann zum Teil sang. Vor ihren Soloperformances war sie als Mitglied einer bayrischen Frauenblaskapelle durch „Ober- Nieder- Drüber- Drunterbayern“ – wie sie sagte – getourt. Sehr feine Performance.
Lamphade und Teitur
Aus dem Norden Europas waren die Bands Lampshade (Dänemark/Schweden) und Teitur (Färoer) angereist: Teitur eröffneten den Abend mit charmanten und in ihrer Schlichtheit funktionierenden Balladen-Popsongs: Gitarre, Stimme und Bass reichten dafür vollkommen aus und waren das passende Intro für die differenzierten Lampshade. Einmal ruhig und introvertiert, einmal nach außen gekehrt und explosiv – so präsentierte sich der Hauptact und hatte die Zuseher ganz auf seiner Seite. Nur zwei Idioten, die fragten einander bei den ruhigen Teitur-Songs lauthals, warum denn hier keine Hendrixsche Gitarre zu hören sei und standen natürlich neben mir. Aber nur kurz, schließlich hat das Chelsea ja jetzt einen Gürtelbogen mehr zum Verstecken und so wurde es ein schöner Abend.
Renato Borghetti im Birdland
Zwar auch mit Akkordeon aber abseits des Akkordeonfestivals begeisterte der Brasilianer Renato Borghetti sein Publikum in Joe Zawinuls Birdland: Und das an fünf aufeinanderfolgenden ausverkauften Abenden. Seine Musik ist eine Mischung aus Jazz und traditionellen Musikrichtungen des brasilianischen Südens: Und so gab es immer wieder auch Anklänge an Chamamé und Milonga, also in Richtung Argentinien. Die unglaubliche musikalische Präzision Borghettis und die Spiellaune seiner Begleitband ergaben einen österlichen musikalischen Leckerbissen.