Verlass auf Joe Zawinuls Birdland. Wer nach exzellenter Afro-Livemusik sucht, kommt dort immer wieder voll auf seine Rechnung. Nach dem großartigen Dele Sosimi Afrobeat Orchestra gastierten am 6. und 7. Juni die in Paris lebenden Madioko & Rafika dort. Eine Offenbarung! Ein famoser Drummer, der allein schon den Beat bestimmt. Ein Keyboarder, unscheinbar statisch im weißen Anzug mit weißem Hut und Sonnenbrille im Hintergrund agierend, doch hat er die ganze Black Music im Tank. Ein Gitarrist/Bassist, der mit Strohhut ein afrikanisches Klischee mimt, aber ebenso alles drauf hat. Dazu gesellt sich eine Bläsersektion mit »Animator«, der locker das Geschehen kommentiert und das Publikum anfeuert. Im Zentrum: Gitarrist Madioko, der die Combo sichtlich mit Freude leitet und dem Sound eine afro-maghrebinische Note verleiht, ohne auf mächtige Funkinfusionen zu vergessen. Nordafrikanisch auch die Sängerin Rafika. Sie streut wundervolle Raï-Vokalisen, hat aber auch Berberism intus und einige Stile mehr.
Vor der Zugabe der Wahnsinn schlechthin: Zu einem mitreißenden Afrofunkbeat solieren die beiden Gitarristen in Hendrix’schen Sphären, während der jeweils andere dazu heiße Afrofunk-Licks spielt, traumwandlerisch sicher. Und dann die Krönung: Plötzlich verfällt die Band in einen Bo-Diddley-Shuffle-Beat, der die letzten Sitzenden auf die Tanzfläche holt. Im Finale dann ein absolut geniales James-Brown-Cover, man glaubt James Browns Band selbst agieren zu hören, so unglaublich druckvoll schwitzend kommt der Song daher. Weltklasse! Très fonky!