Archivarische Ausgrabungen, die für die New Yorker Pseudo-Kunstwelt sicher wahnsinnig bedeutend sind, aber ihrer Legende nicht standhalten können. Rhys Chatham hatte nie besonders viel Glück. Beeinflusst von Tony Conrad & Co vergnügt er sich Anfang der 70er in minimalen Gong-Workouts bis er circa beim Auftauchen der Ramones die Stromgitarre entdeckt. Seine Band Gynecologists ist Brian Eno für »No New York« zu arty und Glenn Branca klaut seine Idee einer Gitarrenarmee und fährt damit symphonische Erfolge ein. Das Material auf »Die Donnergötter« ist zwischen ’82 und ’86 aufgenommen worden, mit dem Ausreißer »Guitar Trio« aus ’77. Da lassen sich in Sachen Urheberschaft nicht viele Meter machen, insbesondere wenn das ’77er-Stück eher wie Can aus 1971 klingt. Alle Einheiten leiden unter einer sterilen Produktion, insbesondere das minimal gedachte aber monoton stumpfsinnig daherkommende Schlagzeug (typischer 80er Big-Drum-Sound) nervt. Interessanter wird es, nachdem Chatham New York hinter sich lässt und nach Paris umzieht, wo er auch heute lebt. Dort schreibt er eine Symphonie für hundert Gitarren, die ’89 als »An Angel Moves Too Fast To See« uraufgeführt wird. Das fette Schlagzeug ist zwar noch immer da, pflastert aber nicht mehr jede Sekunde des Geschehens zu. Ob es jetzt wirklich hundert Gitarren sind, lässt sich schwer nachvollziehen, der Orientierungsverlust im Soundstrudel ist hier jedenfalls garantiert und was am besten ist: es rockt!
Rhys Chatham
»Die Donnergötter« | »An Angel Moves Too Fast To See«
Table Of The Elements/Trost
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