Liebe mit einer Frau namens Maria oder wenigstens Sex mit Japanerinnen, das wäre ein Leben, das sein sollte. Das Leben, das aber ist, findet für die zwei Soldaten Gjore und Gjero nur noch eine einzige Nacht im Krieg zwischen den Fronten statt, bevor sie, wie sie wissen, als Deserteure genau dort umgebracht werden. Ein Aufleben in einer Art Spielrausch oder Konsumrausch in Kleidergeschäft, Restaurant, Casino, Theater, Bordell, beim Bankraub in einer leeren Stadt in einem Leben, das eigentlich kein Leben mehr ist, sondern ein Fake. Beim Reden, Reden, Reden, Reden so tun als ob vor allem Party, Party, Party, Party noch einmal eine Nacht lang Sinn, Wert oder wenigstens Spaß geben könnte. Zurückgeben. Wiedergeben. Neugeben. Für den Moment. Oder für irgendein nichtexistentes Immer. Auf einer Bühne mit Spielplatzambiente entsteht ein Leben, das nur noch nach außen hin so aussieht wie Leben. Aber nicht einmal bis zum Ende des Stücks. Guter Selfsex ist das dann nicht, was stattfindet. Und homosexuelle Nähe wird nicht riskiert. In der Kirchenstille schließlich die Erkenntnis: Im Leben nicht mal ein Buch zu Ende gelesen zu haben – doch etwas wenig. Aber am Morgen die Sonnenbrille auf und cool in den Tod. Kann man gegen den Tod, die Angst, das Ende anreden? Was sind Strategien der Ablenkung wert? Ist in einigen Reststunden Leben eigentlich noch Platz für Utopien oder Alpträume? Oder kein Platz mehr? Für nichts von Belang? Für nichts von Relevanz? Solche Fragen wirft das Sück des Mazedoniers Dejan Dukovski auf.
Nicht schlecht: Stück, Inszenierung, Bühne, Hintergrundmusik. Was aber heißt: es gibt bessere Texte, Aufführungen …Wenn man mehr will als etwas Theaterspaß.
Regie: Alexander Nerlich, Bühne: Matthias Schaller, Kostüme: Christian Sedelmayer, Musik: Malte Preuss, Licht: Urs Schönebaum. Seit 17. 12. 2009 im Staatsschauspiel München.