»I was alone, she was a woman.« Das Ûbliche halt. Schmerz, Tod und Unehrlichkeit. Also das übliche Zeug. Und Sex. (Man muss nur ein gutes Vokabular haben und aufgeschlossen sein und das Ganze dann übersetzen.) »Another town I’ve left behind, Another drink completely blind, Another hotel I can’t find, Another backstage pass for you, Another tube of super glue, Another border to get through, I’m driving like a maniac, Driving my way to hell and back, Another room a case to pack, We are the road crew. I don’t know what I like; I don’t know what I am, Don’t know where I’m going and I don’t give a damn. You don’t see why I stay, why I don’t turn and run. You live in constant sorrow, and I refuse to follow.« Man muss dorthin, wo man auch hin kann, verstehst du, was ich sagen will? Ich war schon immer der Meinung, dass er [Paul] ein liebes Kind ist, das heißt von dem Tag an, als ich ihn das erste Mal traf, da war er sechs oder so. Das war bei einem Drogendeal. Ich war also in der Küche und wartete auf diesen Typ mit dem Hasch. Und dieses kleine Kind kommt rein und fängt an »Papa« oder so. »Meine Mami ist im anderen Zimmer.« Und dort war sie dann auch! Das Zentrum der Unterhaltung. Seine Mutter hat ihn immer in dem beschissenen Haus eingesperrt, wenn sie ausging. Sie war sehr besitzergreifend. Sie zog ihn wie einen Rockstar an, seit er fünf war. Kleine Nietenjeans und so Zeugs. Als er sieben war, stellte sie ihn mit einem Pignose Amp auf die Straße und ließ ihn Musik machen. Das kommt auch im Film vor. Es ist wirklich verrückt. Sie wollte ihn sogar mit einer Frau ihrer Wahl verheiraten. Wollte sein ganzes Leben lang ständig über ihn bestimmen. Ich glaube, so eine Erziehung würde an niemandem spurlos vorübergehen. Meine Mutter war ähnlich. Sie hat mich auch allein großgezogen. Ist ja gut ausgegangen. Ich bekam einen Job in der Reitschule, weil ich Pferde mochte. Ich mag sie nach wie vor. Wir hatten dort viel Spaß, Pferde machen nämlich Frauen geil, sie strahlen sexuelle Energie aus. Frauen würden auch lieber ein ungesatteltes Pferd reiten, und nicht aus den leicht ersichtlichen Gründen. Ich glaube, es geht darum, den Körper des Tieres direkt auf der Haut zu spüren.
»Go ahead put the blame on me, Another reason to disagree. Before too long, no more singers, no more songs. Don’t speak the truth, only lies, All we need is a reason why. Right now, right here, Lose your mind, but show no fear. Burn slow, no excuse, So unkind, born to lose.«
… Und er sagte, dass Motörhead nirgendwo wirklich dazupassen:
Haben wir nach 35 Jahren nicht unsere eigene Kategorie verdient? Sie haben von vornherein ausgeschlossen, dass unsere Songs überhaupt wertvoll sein könnten, was sie meiner Meinung nach alle durch die Bank sind. Wir haben hintereinander drei wirklich gute Alben gemacht, ich meine jetzt die letzten drei. Ich war also wirklich stinksauer. Ich stehe dort mit einem Grammy, und wofür habe ich ihn bekommen? Für ein schlechtes Cover von Whiplash? Und für die ganze Scheiße, die wir über die Jahre hin gemacht haben, also dafür hat’s nie was gegeben. Die können mich mal am Arsch lecken.
»Time goes by in its own bad way, your life stuck under the wheels. Rock’n’Roll music is the true religion. Never let you down you can dance to the rhythm … Make you feel good, get some real wood, Rock’n’Roll music is the true religion. Never let you down you can dance to the rhythm. Rock’n’Roll music is my religion; I don’t need no miracle vision. Rock’n’Roll, you know you can’t refuse it.«
Ein Song von Johnny Cash. Ich war vierzehn, als ich die Platte bekam. Ich habe diesen Song immer gemocht.
Welche Version von Eddie Cochrans »Somethin’ Else« gefällt dir besser? Eure oder die von Sid Vicious?
Also im Grunde machen wir ja die gleiche Version. Man kann diesen Song nur auf eine Art bringen. Die beste Version stammt noch immer von Cochran. Das Schlagzeug klingt für 1958 aber wirklich furchtbar, das ist lächerlich! Ich habe mir die Platte damals gleich gekauft. Ich glaube, die B-Seite war etwas in der Art »Have I told you lately that I fucking love you«. Cochran wäre mittlerweile längst Schmalz. Er wäre in Vegas, verstehst du, was ich meine? Siebzig Jahre, und er macht die Ansage »Hello, everybody. Here’s another one of my greatest hits.« … »
The chase is better than the catch. You will never be remembered, no one knows your name. When the music changes then all is broken down, Monsters rule your world are you too scared to understand? Our legacy is lunacy, brotherhood of man.«
Gibt es Künstler oder Künstlerinnen, mit denen du gerne arbeiten würdest? Janet Jackson vielleicht. Hörst du Neue Musik?
Jede Menge.
Wer inspirierte dich, so zu werden, wie du bist?
Frauen und Little Richard.
Was machst du in deiner Freizeit?
Freizeit? »You win some, lose some, all the same to me, The pleasure is to play, Makes no difference what you say, I don’t share your greed, The only card I need is the Ace of Spades. Smiling girls with sharp white teeth are waiting in the night, Underneath the city, the alligators sing … And Sally buys her underwear, From a store where no one goes, She makes it big in photographs, On the strength of what she shows.«
(Ich habe ein heimliches Verlangen nach Mariska Hargitay, der Tochter von Jayne Mansfield. Sie dürfte oben herum wie ihre Mutter gebaut sein. Bei dem, was sie trägt, ist das aber schwer zu sagen. Sie spielt ja eine knallharte Polizistin. Das hat aber nichts mit Uniform zu tun, sie trägt nämlich Zivil.)
Was machst du sonst noch, um dich auf Tourneen zu unterhalten?
Ich bin zeitweise noch immer hinter Frauen her. Letzte Nacht waren wir in diesem Striplokal, einem ziemlich guten Club. In den ersten Tagen waren wir in ein paar anderen, die waren aber nicht sehr gut, eher wie ein wöchentliches Gruppentreffen der Weight Watchers, du verstehst? [Lacht]. »Well there ain’t no other woman that can make me feel this way: PLEASE DON’T TOUCH I shake so much, PLEASE DON’T TOUCH I shake so much … Sneaking up the stairway, running like a thief, Spend the night shaking like a leaf: PLEASE DON’T TOUCH I shake so much, PLEASE DON’T TOUCH I shake so much … Well I get so nervous when I see his eyes that shine, Gets too close and a chill runs down my spine: PLEASE DON’T TOUCH I shake so much.«
Die Slits sind auch gerade auf Tour:
Ich weiß. Die waren damals phänomenal, ich weiß nicht, wie sie heute sind. Und New York ist jedenfalls einer der Orte, wo man sie vergöttert, nicht wahr? The Slits. Ich meine, damals war das ein Witz. Ich fickte eine Zeitlang die Schlagzeugerin. Palmolive. Eine Spanierin, sie konnte kaum Englisch. Und Viv war immer wieder mit Sid zusammen. Das CBGB war beschissen. Ein Dreckloch!
Das ist wirklich interessant, weil Motörhead ja so politisch sind und ihr so viel zu sagen habt, ihr vermittelt es nur anders.
Wir sind sehr politisch. Ich hasse dieses Pack. »Know you’re fast, hope you’re quick, Quick draw gun law make your hit. Outlaw, that’s all. Live or die, win or lose, Can’t be sure, no excuse. Just in time, lightning speed, Frozen moment, time to bleed. Know it’s quick, hanging tree, Courthouse, whorehouse set you free. Born to live, don’t know how long, Never know right from wrong.«
Es hatte minus dreißig Grad in Moskau. Verdammte dreißig Grad minus! Ich meine, Spucke war gefroren, bevor sie auf dem Gehsteig landete. Ja, das ist arschkalt. Die russischen Fans schneiden besser ab als die bulgarischen Fans. Wir waren überhaupt nur zwei Mal dort. Und besser als die chinesischen Fans, falls es welche gibt, wir sind nämlich nie dort gewesen … »(We Are) The Road Crew: Another town, another place, Another girl, another face, Another truce, another race, I’m eating junk, feeling bad, Another night, I’m going mad, My woman’s leaving, I feel sad, But I just love the life I lead, Another beer is what I need, Another gig my ears bleed, We are the road crew. Another town I’ve left behind, Another drink completely blind, Another hotel I can’t find, Another backstage pass for you, Another tube of super glue, Another border to get through, I’m driving like a maniac, Driving my way to hell and back, Another room a case to pack, We are the road crew. Another hotel we can burn, Another screw, another turn, Another Europe map to learn, Another truck stop on the way, Another game I learn to play, Another word I learn to say, Another bloody customs post, Another fucking foreign coast, Another set of scars to boast, We are the road crew.«
Ich bin es irgendwie satt, dafür gefeiert zu werden, dass ich alt bin, wir werden mittlerweile akzeptiert, aber nicht respektiert. »Es geht mir nicht ums Geld. Ich will nur wundervoll sein.« (Marylin Monroe)
Ian Fraser »Lemmy« Kilmister (* 24. Dezember 1945 in Stoke-on-Trent, Staffordshire, UK; † 28. Dezember 2015 in Los Angeles
*alle Interviewausschnitte: Sarah L. Myers, www.staythirstymedia.com
Lenny Kilmister/Janiss Garza: »White Line Fever« (Simon & Schuster)
Motörhead: »The Wörld is Yours« (Motörhead Music/EMI)