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Agriculture

»The Spiritual Sound«

The Flenser

Ob dieses Quartett aus L.A. bereits von einer landwirtschaftlichen Kommune aus agiert, ist mir nicht bekannt. Ihren musikalischen Boden beackern sie jedenfalls seit 2022 ertragreich. »The Spiritual Sound« ist Agricultures zweites Album und ein definitives Highlight dieses Jahres. Als »Ecstatic Black Metal« bezeichnen sie die zehn frischen Früchte ihrer Hände Arbeit. Und wenn das Wörtchen »Post« nicht wär’, fiele das Labeln gar so schwer. Agriculture stehen freilich in einer Traditionslinie, die mit Liturgy oder Deafheaven wesentlich zur musikalischen wie inhaltlichen (säkularisierten) Öffnung des Black Metal beigetragen hat. Und auch der Shoegaze-Faktor – eigentlich immer schon ein »FX-Gaze« wegen des Blicks aufs Effektkastl-Arsenal – kommt nicht zu kurz. Allerdings erinnert Agricultures »Spiritual Sound«, die trockene Atmosphäre und ihr Auftreten als Band noch viel stärker an rasenden Post-Hardcore, der die Intensität seiner Attacken aus Screamo, Power Violence, Math Prog und Noise bezieht. Also alles da, was von der »True«-Fraktion als »untrue« gedisst und am liebsten dem Zwiefachgehörnten geopfert werden würde. Black? Diese verdammten Hipster tragen nicht mal mehr ganz Schwarz! Bassistin Leah B. Levinson schreibt über Queer History; Gitarrist Dan Meyer in »Bodhidharma« über den Gründer des chinesischen Zen-Buddhismus. Und dann warten sie auch noch mit einem »Hallelujah« auf, das ganz und gar kein Leonard-Cohen-Cover ist – und gerade deshalb berührt. Als wollten sie auch noch die Palace Brothers des Post-Black-Metal werden. Tatsächlich haben sie sich für den Closer »The Reply« stimmigerweise die wunderbare, durchaus Metal-affine Songwriterin Emma Ruth Rundle eingeladen. Ein ekstatisches Erntedankfest! 

Home / Rezensionen

Text
Peter Kaiser

Veröffentlichung
12.12.2025

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