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Blut aus Nord

»Ethereal Horizon«

Debemur Morti Productions

In der fantastischen Gedankenwelt von H. P. Lovecraft wildern ja nicht wenige Black- oder Death-Metal-Bands. Der psychedelische Post-Black-Metal von Blut aus Nord ist dabei derart auf Hochglanz poliert (was keinen Makel darstellt), er könnte als Soundtrack zu einer Lovecraft-Verfilmung durchgehen, wenn sich ein Blockbuster-Regisseur wie Christopher Nolan der Bebilderung dieser wahnsinnigen Literatur annehmen würde. Die in der Regel opulenten Bildwelten Nolans entsprechen dem Sound der französischen Formation: In überwiegend dunkel gehaltenen, aber facettenreichen Klangfarben präsentieren sie ihre dramatischen und dicht verwobenen Kompositionen. Kosmische Keyboards und Gitarren mit Hall-Effekten evozieren Weite bzw. Leere, die durchgetretenen Double-Bass-Passagen des Schlagzeugers pflastern den Raum dann wieder zu und ab und an geistert eine Stimme durch die finsteren Klangwelten. Und wie bei manchen von Nolans dramatischen Inszenierungen (ich denke hier etwa an »Inception« oder »Interstellar«) mag es sein, dass man den Faden verliert bzw. die überwältigenden ästhetischen Eindrücke Lücken in der Logik kaschieren können bzw. vielleicht auch gar nicht mehr die Frage ist oder sein muss, ob die sinnliche Erfahrung in der Reflexion einen Sinn ergibt. Der Black Metal von Blut aus Nord wirkt ähnlich aufs Bewusstsein. Man kommt unter dem Eindruck der wabernd-tobenden Kompositionen mit den eigenen (sieben) Sinnen nicht mehr hinterher, aber insgesamt wirkt das melodieverliebte Werk angenehm rauschhaft – wenn man sich darauf einlässt. »Ethereal Horizon« nimmt einen entweder mit, dann kann man was erleben – oder man nimmt die cineastischen Klänge als überladen wahr, bleibt auf Abstand dazu und wird dann auch nicht nachvollziehen können, wo der Reiz darin liegt, sich eine knappe Stunde in den Soundgebilden von Blut aus Nord zu verlieren. 

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