Bevor sich die Bishop-Brüder mit Charles Gocher zu den Sun City Girls formierten, spielten sie mit Mo Tucker, der ehemaligen Schlagzeugerin der Velvet Underground, in einer kurzlebigen Band namens Paris 1942. Während ihres Bestehens veröffentlichten sie keine Aufnahmen, erst in den 1990er-Jahren erschienen posthum eine Single und ein Album und nun legt das auf Wiederveröffentlichungen spezialisierte Superior Viaduct Label eine Doppel-LP vor, die diese Aufnahmen und zusätzliche aus dem Archiv von Rick und Alan Bishop beinhaltet. (Frühe Vögel können sogar eine Dreifach-LP-Version mit einer zusätzlichen Live-LP ergattern, die aber wohl nur auf dem amerikanischen Binnenmarkt erhältlich sein wird oder vielleicht sogar schon vergriffen ist und demnächst zu Mondpreisen auf Plattformen wie Discogs gehandelt werden wird – das übliche Elend.) Kurz gesagt klingen Paris 1942 genauso, wie man sich das vorstellen kann, wenn man die wild-improvisierenden Sun City Girls mit der reduziert-lärmenden Direktheit der Velvet Underground zusammenbringt: Tuckers Schlagzeug so stoisch wie eh und je, dazu ausufernde Gitarren- und Bass-Eskapaden. Ab und zu springt ein kleiner Hit dabei raus, wie das knapp vierminütige »Radar«, das klingt, als hätten es die von Kojoten aufgezogenen, wilden Brüder von Jonathan Richman – auch so ein Velvet-Underground-Fan – aufgenommen. Oft aber geht es noch weniger geordnet zu und die Band lärmt beherzt und ohne jede Eile vor sich hin. So war das eben, in irgendeiner Garage in Arizona 1982. Viel Zeit, wenig Ambitionen. Trotz der historischen Umstände und damit einhergehenden Klangqualität klingen die Aufnahmen frisch, sind überwiegend interessant und ergeben in Summe eine schöne Zusammenstellung für alle jene Spätgeborenen, die nicht dabei waren. Sicher, die Veröffentlichung ist auch ein Spezialthema, überwiegend instrumentaler Jazz-Noise-Punk, ergänzt hin und wieder um übergeschnappte Lyrics, da muss man schon drauf gewartet haben bzw. wer aus Anlass der Wiederveröffentlichung die Musik der involvierten Musiker*innen entdeckt, kann von dort aus im Kaninchenbau der Diskographie der Sun City Girls verschwinden oder die vielen nachgelassenen Live-Bootlegs der Velvet Underground aufspüren und anhören. Man kann seine Zeit mit sinnloseren Unternehmungen verschwenden, die Auseinandersetzung mit inspiriertem Krach und beseeltem Dilettantismus lohnt sich immer.
Paris 1942
»Paris 1942«
Superior Viaduct
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