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Various Artists

»Imaginational Anthem Vol. XIV: Ireland«

Tompkins Square

Die Veröffentlichungsreihe zu Musiker*innen, die, sehr offen interpretiert, in der Tradition des American Primitive stehen, verzeichnet mit der aktuell vorliegenden Zusammenstellung bereits ihren vierzehnten Eintrag. Kuratiert wurde »Imaginational Anthem Vol. XIV: Ireland« von Cian Nugent, der sich der Aufgabe widmete, in seiner Nachbarschaft auf der Insel weitere Künstler*innen zu finden, die ihm zur Erfüllung seines gestellten Auftrags musikalisch passend erschienen. Gleich zum Einstieg überrascht David Murphy mit einer Komposition für Lap-Steel-Guitar, die ich nicht unbedingt als erstes mit Irland assoziiere. Aber, wie eingangs erwähnt, die musikalische Klammer für die Veröffentlichungsreihe ist weit gefasst. Das ist auch gut so, denn es geht beim American Primitive bzw. den Ideen, die sich bei John Fahey damit verbinden, nicht um irgendeine reine musikalische Lehre, sondern eher um eine Art musikwissenschaftlich inspirierte Ethnologie und die daraus resultierende ästhetische Praxis, mit überlieferten musikalischen Ideen so umzugehen, dass die Pflege von Tradition immer auch ihre Aktualisierung und Erweiterung bedeutet. Der Minimalkonsens besteht darin, dass Gitarre gespielt wird, und wenn man sich mit dem durch die Reihe hervorgebrachten Kanon auseinandersetzt, dann gelangt man in der Tat zu einem sehr umfänglichen Bild verschiedener (nationaler) Szenen und ihren Akteur*innen. Von Zeitgenossen Faheys wie Max Ochs oder Harry Taussig bis hin zu experimentellen Acts der Gegenwart wie Fire-Toolz. Es ist viel Platz unter der Sonne, warum auch nicht!? Cian Nugent hat sich also in Irland umgeschaut und mit »Imaginational Anthem Vol. XIV: Ireland« eine abwechslungsreiche Zusammenstellung vorgelegt. Namentlich sind mir die meisten Musiker*innen nicht bekannt und das macht die Sache eben nicht nur für Leute interessant, die mal hineinschnuppern wollen, sondern auch für Menschen wie mich, die schon ein paar Meter Fingerstyle-Guitar-Musik und Artverwandtes zuhause stehen haben. Es gibt, egal, wie lange man schon dabei ist, immer wieder was Neues zu entdecken. Das ist natürlich Fluch wie Segen zugleich – Segen für die Ohren, Fluch für den Geldbeutel. Aber was soll’s bzw. mit Hans Albers erinnere ich an die auch im Blues nicht unbekannte Gewissheit: »Das letzte Hemd hat keine Taschen.«

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
03.11.2025

Schlagwörter

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