Jim White kennt man vielleicht als Schlagzeuger von The Dirty Three. Das australische Trio, in dem auch Warren Ellis, musikalischer Langzeitpartner von Nick Cave, Geige spielt, ist für emotional aufwühlende Instrumentalmusik bekannt. Die leidenschaftlich und mithin stürmisch vorgetragenen Elegien der Australier finden sich auf Alben mit so sprechenden Titeln wie »Ocean Songs«, »Whatever You Love, You Are« oder »Love Is Everything« – da bleibt kein Auge trocken. Auf Jim Whites zweitem Soloalbum geht es deutlich ruhiger zu. Mir fehlen zusätzliche Information dazu, wie genau und über welchen Zeitraum »Inner Day« zustandegekommen ist, aber beim Hören entsteht der Eindruck, dass diese kleinen Bastelarbeiten wohl abseits aller Hektik des Alltags eines tourenden Profimusikers entstanden sind. Der lockere, ja fast beiläufige Charakter der musikalischen Miniaturen gereicht ihnen aber nicht zum Nachteil. Zum Einsatz kommen in der Hauptsache Keyboards und Schlagzeug und das locker-entspannte Trommeln und Klimpern erinnert mich an frühe Aufnahmen von Moondog. Die allgemein unaufgeregte Grundstimmung von »Inner Day« wird nur einmal irritiert, was aber gar nicht stört: Die quirlige Zoh Amba (die mit Jim White im Quartett Beings musiziert) platzt herein. »I Don’t Do / Grand Central« heißt der Titel, zu dem sie Gesang, Gitarre und gute Laune beisteuert bzw. beinhaltet das Lied eine Art Unterhaltung zwischen der aufgekratzten Zoh Amba und dem brummelnden Jim White. Da wirken die zwei wie Pettersson und Findus. Die junge Katze bringt bekanntlich die Routinen des Alten durcheinander und hält ihn auf Trab – und so ist es auch für die Dauer ihrer gemeinsamen Performance. Das ist alles ganz knuffig und sympathisch und wenn Zoh Amba nicht mehr über Tisch und Bänke geht, dann kehrt auch wieder Ruhe ein im gemütlichen Studio von Jim White. »Inner Day« ist ein unscheinbar anmutendes, aber in seiner Verspieltheit sehr anregendes Album, das man, gerade weil es sich nicht aufdrängt, gerne immer wieder anhört.
Jim White
»Inner Day«
Drag City
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