»Totality«

Mit Blick auf die Inhaltsstoffe könnte das Album keinen besseren Titel tragen, denn »Totality« präsentiert eine schillernde Soundpalette, vermischt aus so ziemlich allen irgendwie experimentellen musikalischen Stilen: It’s a Psychedelic-Spiritual-Jazz-New-Age-Kosmische-Musik-Fusion-Dingsbums, Baby! Alice Coltranes spätere Alben mit elektronischer Orgel, Pharoah Sanders’ »Karma«, Don Cherrys Organic Music Society, Terry Rileys »Shri Camel«, Peter Michael Hamels selbstbetiteltes Debüt oder eines seiner Alben mit Between kommen mir spontan in den Sinn. Aber auch an Emerald Web muss ich denken, wahrscheinlich wegen der Flöte nebst den Synthesizern. Das kalifornische Duo war zwar überwiegend in den 1980ern aktiv und »Totality« ist durch und durch beseelt von musikalischen Entwicklungen der 1970er-Jahre, aber den historischen Bogen müssen wir an dieser Stelle auch nicht überspannen. Wobei: »Totality«, verpackt in eine verstaubt anmutende Vintage-Tip-On-Plattenhülle, könnte auch als verloren geglaubtes Album aus dem Katalog von Labels wie Strata-East oder ESP-Disk durchgehen. Nun soll die Vorstellung des Albums nicht dazu dienen, auszustellen, wie viele mehr oder weniger obskure oder klassische Referenzwerke ich aus dem Stand aufzählen kann, aber der musikalische Reichtum des zweiten Albums der Natural Information Society mit den Bitchin Bajas springt einen förmlich an – zumindest komme ich nicht umhin, mich sofort zuhause bzw. erinnert zu fühlen an Dutzende von Alben, die ich sehr mag und in deren Bestand ich »Totality« einreihen kann. Noch blöder gesagt: Das ist Musik, wie ich sie mag und wärmer nicht empfehlen kann! Die vier meditativ-mäandernden instrumentalen Kompositionen/Improvisationen des Albums (schwer zu sagen, wie die Musik im Detail zusammengekommen ist) verströmen einen souverän-unaufgeregten Vibe, laden zum konzentriert-kontemplativen Zuhören ein und wirken umgehend entspannend, ohne zu langweilen. Hier erweist sich die Könnerschaft des Ensembles. Das muss man nämlich erstmal hinkriegen: In sich gekehrt (s)ein Publikum erreichen. »Durch Musik zum Selbst« (Peter Michael Hamel). Aufmerksam sich und den anderen gegenüber. Vereint und aufgehoben im musikalischen Dialog ohne Worte – Quadratur des Kreises, quasi. »Totality«, Leute, alles klar!?